1. Zu jung zum zum


    Datum: 20.11.2019, Kategorien: Erstes Mal

    ... zu sein, wenn sie glaubte mit vierzehn Sonderrechte zu haben.
    
    Am nächsten Morgen suchte er sie vorne auf ihrem Stammplatz, aber sie hatte wieder hinten Platz genommen. Sie winkte lachend und er setzte sich zu ihr.
    
    "Guten Morgen Jupp", strahlte sie ihn an.
    
    "Selber!"
    
    Jupp hatte sich beim Rasieren geschnitten und entsprechend schlechte Laune.
    
    "Oh. Mit dem falschen Fuß zuerst aufgestanden, ja?"
    
    "Ja."
    
    Es dauerte eine Weile, bevor sie sich traute, wieder etwas zu sagen.
    
    "Du hast gesagt, ich sei hübsch."
    
    "Ja", brummte Jupp.
    
    Es klang nicht gerade ermutigend.
    
    "Warum?", fragte sie dennoch.
    
    "Weil Du es bist."
    
    "Mmmh."
    
    Die nächste Frage musste bis zum folgenden Tag warten. Sie musste über sein unverhofftes Kompliment nachdenken und bis sie es verdaut hatte, war die Ausstiegshaltestelle erreicht.
    
    "Wieso hältst Du mich für hübsch?"
    
    "Versprichst Du mir, nicht eitel zu werden?"
    
    "Klar", nickte sie ernst.
    
    Es verwirrte ihn immer wieder zu sehen, wie ernst sie mit diesen lachenden strahlenden Augen schauen konnte.
    
    Er erklärte es ihr. Beschrieb, was ihm gefiel, nicht nur das Äußerliche, auch ihre Art sich zu kleiden und zu artikulieren. Ihr Gang, die fließenden Bewegungen. Still hörte sie zu. Schaute aus dem Fenster, als er geendet hatte. Dann drehte sie ihr hübsches Gesicht zu ihm, der Blick unergründlich.
    
    "Liebst Du mich?", fragte sie dann.
    
    So kindlich wie es klang, war die Frage nach Jupps Meinung gar nicht.
    
    "Nein", erwiderte ...
    ... er lachend.
    
    Es klang etwas gezwungen künstlich.
    
    "Du bist zu jung dafür", ergänzte er daher.
    
    "Aber wenn ich älter wäre, würdest Du mich dann lieben?"
    
    "Vielleicht."
    
    "Bist Du verheiratet?"
    
    "Ja."
    
    Am nächsten Morgen war sie zum ersten Mal geschminkt. Ganz dezent, aber ihm fiel es trotzdem auf. Er ging nicht darauf ein, auch nicht, als in der Woche darauf kurz ihr weißer Slip aufblitzte und er Absicht dahinter vermutete. Sie unterhielten sich über das Wetter, die Schule - sie ging auf das Gymnasium -, ihre Freundinnen. Sie lästerten, lachten, verstanden sich. Er fing an ihre Hausaufgaben morgens durchzusehen und sie unterließ es, ihn verlegen zu machen.
    
    "Gestern bin ich Fünfzehn geworden", erzählte sie an einem trüben Montagmorgen ein halbes Jahr später.
    
    Dick vermummt gegen Regen und Kälte war sie eingestiegen. Jupp fand, dass die dicke Kleidung ihrer Schönheit nicht schadete.
    
    "Meinen Glückwunsch!"
    
    "Danke."
    
    Und dann überraschte sie ihn mit einer Feststellung, die ungewohnt traurig klang. Sie passte so gar nicht zu ihrem sonnigen Gemüt.
    
    "In dem Alter war meine Cousine schon verheiratet."
    
    "Sei froh, dass Du es nicht bist."
    
    "Warum? Es ist doch schön verheiratet zu sein, oder nicht? Du bist es doch auch."
    
    "Aber doch nicht in dem Alter! Ich war Fünfundzwanzig, als ich geheiratet habe."
    
    "Du bist ja auch ein Mann."
    
    "Meine Frau war Vierundzwanzig."
    
    "Das ist alt."
    
    "Alt? Wieso?"
    
    "Ein Mädchen muss früh heiraten. Sonst ist sie eine ...
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