1. Ein Hellhöriges Haus


    Datum: 12.11.2019, Kategorien: Erotische Verbindungen

    1: Gwendolyn, genannt Dolly
    
    Zu der Zeit, in der diese Geschichte spielt, war ich ganze zwanzig Jahre jung, hatte meine Berufsausbildung zur Bürokauffrau gerade abgeschlossen und meine erste eigene Wohnung in einem Vorort von Berlin bezogen.
    
    Das Mietshaus, in dem ich damals lebte, war ein Plattenbau aus DDR-Zeiten, und die Wände waren äußerst dünn und hellhörig. In den ersten Nächten saß ich manchmal senkrecht in meinem Bett, wenn irgendwo in der alten Platte aus den Siebzigern die Klospülung rauschte, doch allmählich gewöhnte ich mich an die gelegentliche Lärmbelästigung, zumal die Miete günstig war und meinen damals noch eher schmalen Geldbeutel schonte.
    
    Alles andere als begeistert war ich allerdings, als ich erste Gerüchte darüber vernahm, daß in die seit Monaten leerstehende Bude über mir ausgerechnet ein Musikstudent einziehen sollte. Damals hegte ich noch die Horrorvision eines schmächtigen Hänflings, der mir womöglich nächtelang mit dem Geklimper endloser Tonleitern den Schlaf rauben würde.
    
    Die erste angenehme Überraschung erlebte ich indes, als der Typ an einem Samstagvormittag im Spätherbst tatsächlich in die besagte Wohnung zog und sein spärliches Mobiliar gemeinsam mit seinen Freunden und Familienangehörigen in den zweiten Stock schleppte.
    
    Nein, ein Hänfling war dieser Peter ganz und gar nicht.
    
    Vielmehr handelte es sich bei ihm um einen durchaus attraktiven, schlankwüchsigen Burschen mit dichten, schwarzen Locken, sonnengebräuntem Teint und den ...
    ... schönsten und ausdrucksvollsten braunen Augen, in die ich jemals hatte schauen dürfen. Schon der sanfte Blick, mit dem er mich bei unserer ersten Begegnung im Treppenhaus unserer spätsozialistischen Mietskaserne bedachte, fuhr mir direkt zwischen die Schenkel und rief in meinem Schritt ein angenehm wohliges Prickeln hervor.
    
    Dieses süße Gefühl verflüchtigte sich jedoch sogleich wieder, als zwei kräftige Möbelpacker unter reichlichem Ächzen, Schnaufen und Fluchen das Klavier über die Treppen nach oben beförderten. Den Transport dieser Kostbarkeit hatte Peter offensichtlich lieber echten Profis überlassen, die das riesige Instrument zu meinem Leidwesen auch unbeschadet in der zweiten Etage ablieferten.
    
    Wie gesagt: Unser Haus war extrem hellhörig, und ich malte mir für den Fall, daß der schöne Musikus zu vorgerückter Stunde auf seinem Piano spielen würde, schon jetzt wahre Höllenqualen aus.
    
    Doch in diesem Punkt sollte ich mich gewaltig getäuscht haben...
    
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    Eine knappe Woche war nach Peters Einzug vergangen, als ich abends auf meiner Couch lag und, wie üblich, vor dem Schlafengehen noch ein bißchen in einem Krimi schmökerte.
    
    "Jetzt geht der Zirkus los!" dachte ich mit Grausen, als ich die ersten Töne seines Klaviers vernahm, doch wurde ich hinsichtlich seines musikalischen Könnens rasch eines Besseren belehrt.
    
    Peter spielte die berühmte A-Dur-Sonate von Wolfgang Amadeus Mozart, und weil ich mich ein bißchen für klassische Musik interessiere, hörte ich sofort, ...
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