1. Flucht aus dem Alltag


    Datum: 22.10.2019, Kategorien: Sehnsüchtige Hausfrauen

    ... trinken wir", grinse ich und wir schlagen leicht die Plastikbecher zusammen. Dabei sehe ich, dass sie einen Ehering trägt. War ja klar.
    
    Ich schaue mich etwas in der Halle um, als sie plötzlich ihren Geldbeutel hervorkramt.
    
    „Oh sorry", sagt sie. „Was schulde ich Dir?"
    
    „Ach was", wehre ich ab. „Stimmt schon. Oder du zahlst die nächste Runde."
    
    „Okay". Als sie ihren Geldbeutel zusammen klappt, sehe ich ein Foto und -- neugierig wie ich nun mal bin -- starre ich darauf. Sie bemerkt meinen Blick und zeigt mir halb verlegen, halb stolz das Bild. Zwei sehr niedliche Mädchen, vielleicht 5 und 8, mit großer Ähnlichkeit zu meiner Nachbarin, sehen mich an.
    
    „Wow, sehr hübsche Mädchen. Kommen offenbar nach der Mutter", sage ich.
    
    „Danke schön", sie lächelt.
    
    „Und wie heißen die beiden?"
    
    Sie verzieht das Gesicht. „Pest und Cholera!"
    
    Ich lache schallend. Und sie muss mitlachen. Als ich mich wieder beruhigt habe, meine ich: „Ey, dann heißen die ja wie meine." Ich ziehe ebenfalls meinen Geldbeutel und zeige meine Kleinen.
    
    „So ein Zufall", meint meine Nachbarin. Sie beugt sich zu mir, während sie sich das Bild anschaut. Leicht berührt mich ihr Haar und sie riecht verdammt gut.
    
    „Hübsch", meint sie. „Ganz der Papa."
    
    „Aber hallo", sage ich. „Bis auf den Waschbrettbauch versteht sich."
    
    „Ja klar!", grinst sie. „Aber der kommt noch!"
    
    Schon seltsam. Manchmal lernt man jemanden kennen und weiß schon nach zwei Minuten nicht mehr, was man reden soll. Und bei ...
    ... manchen kommt man sofort in ein tolles Gespräch. So wie in diesem Fall mit meiner Nachbarin. Tina -- so heißt sie -- und ich stellen viele Gemeinsamkeiten fest. Dass wir verheiratet sind, beide Kinder haben, die uns furchtbar nerven (auch wenn wir sie lieben), war das erste. Dann arbeiten wir beide in verwandten Berufen. Wir sind Spätberufene zum Metal, lieben diese Musik nun umso mehr. Und gerade heute spielt unsere Lieblingsband.
    
    Wir hätten ewig so quatschen können, aber dann setzt doch die Musik ein. Die Vorband ist ausnahmsweise mal richtig gut und die Stimmung sofort super. Die danach erfolgende Umbaupause hätte mich normalerweise genervt (warum dauert das eigentlich immer so lang?), aber Tina und ich quatschen einfach dort weiter, wo wir aufgehört hatten. Sie ist ja so nett und lustig. Und hübsch.
    
    Und dann kommt die Hauptband des Abends und die Stimmung explodiert. Die Headbanger vorne schütteln die Läuse aus den Haaren, aber auch bei uns hinten rockt der Saal. Dabei kann ich es nicht lassen meine Nachbarin regelmäßig anzuschauen. Sie sieht einfach toll aus. Sie bemerkt meine Blicke und wir lächeln uns öfters an. Dabei verweilen unsere Augen vielleicht einen Tick länger auf dem anderen als normal.
    
    Es ist schon weit nach 23 Uhr als das Konzert nach mehreren Zugaben zu Ende geht. Zu den letzten Songs haben wir alten Leute uns auch noch nach vorne begeben und mitgerockt. Alleine hätte ich das nie gemacht, aber mit Tina macht das Spaß.
    
    Wir verlassen den Saal. Draußen ...
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