1. Tommi 01: Eine Familiensaga


    Datum: 09.09.2019, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie

    ... hoch zu schauen. Sie mahnte ihn erneut:
    
    „Und wenn du zuviele Fehler machst, rechnen wir in der Küche weiter."
    
    „Ist gut, Mami", antwortete er brav und wartete auf die erste Frage. Tommi löste eine Rechnung nach der anderen richtig, dennoch bemerkte Sonja, deren Kopf hinter dem großen Heft versteckt war, dass ihr Sohn den Hals verrenkte, um auf ihre Strümpfe zu blicken. Noch am Vortag, als er das tat, hatte sie geglaubt, es sei bloß kindliche Neugier, die bald abflauen würde, aber vielleicht lag sie falsch.
    
    Offenbar hatte Helgas gestrige Darbietung nicht nur in ihr etwas ausgelöst, sondern auch in ihrem Buben. Sonja trat vorsichtshalber einen Schritt zurück. Als sich trotz ihrer Vorsichtsmaßnahme Wärme in ihren Wangen ausbreitete, fragte sie sich bange, was los war mit ihr. Da kam ihr in den Sinn, dass sie sich insgeheim über ihre Freundin lustig gemacht hatte, weil diese nicht wahrhaben wollte es zu genießen, ihre neu gekaufte Wäsche herzuzeigen.
    
    Und nun spürte sie selbst ein Prickeln im Bauch, ein verdächtiges Perlen, das sie schon am Vortag zu verdrängen versucht hatte, als Tommis Augen an ihren Strümpfen hoch geklettert waren. Sonja überlegte, wie sie sich aus der Situation retten konnte, das Prickeln musste aufhören. Da hatte sie die rettende Idee. Wenn sich ihr Sohn nicht konzentrierte, würde der Rest der Abfragerei am Küchentisch stattfinden, so war es vereinbart. Sie musste bloß dafür sorgen, dass der Bub möglichst rasch viele Fehler machte.
    
    Bei den ...
    ... folgenden Fragen schwang sie die Hüfte unmerklich hin und her, schob dabei ihre Füße auseinander und machte gar einen Schritt auf ihren Jungen zu. Prompt wurde er langsamer, hielt aber stand und gab die richtigen Antworten. Als sie sich ihm so weit genähert hatte, dass ihre Fußspitzen nur noch eine Handbreit von seinem Kopf entfernt waren, klang seine Stimme belegt, dennoch machte er keine Fehler. Bald erwachte ihr Ehrgeiz, sie setzte den unteren Heftrand am Bauch auf und blendete damit Tommis Augen aus dem Gesichtsfeld, er sollte das schelmische Lächeln seiner Mutter nicht sehen. Sonja dachte sich:
    
    „Na, du süßer Racker, es wäre doch gelacht, wenn ich dich nicht aus dem Takt bringen könnte."
    
    Nach einigen weiteren Rechenaufgaben hob sie das Heft einen Spalt breit an und blickte nach unten. Sie sah nur noch Tommis Kinn, der Rest seines Kopfes wurde von ihrem Rocksaum verdeckt. Ihr Sohn war so konzentriert darauf keine Fehler zu machen, dass es ihm nicht auffiel, dass Mamas Rocksaum bei jeder Frage ein kleines Stück weiter über sein Gesicht rückte. Er hätte längst merken müssen, dass sie mit ihm Schabernack trieb, und tatsächlich, er brauchte immer länger für die Lösung einer Aufgabe, aber nach wie vor waren die Antworten richtig.
    
    Sonja war erleichtert, als sie die letzte Rechenaufgabe stellte, selbst diese löste Tommi korrekt. Sie wollte das Heft zuschlagen, da tauchte in ihr die Frage auf, ob der Bengel die Aufgaben auswendig gelernt hatte, bloß um sich nicht konzentrieren ...
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