1. Swatch und Nonnenkleid (von Amélie von Tharach)


    Datum: 08.09.2017, Kategorien: BDSM Gruppensex Humor

    ... darum war und ist es aus taktischen Gründen nicht angebracht, ihn zu verärgern und die laue Freundschaft aufzukündigen – jedenfalls vorläufig nicht. Aber es war ein weiterer Grund, demutsvoll wie die Jungfrau Maria den Blick zu senken und unparteiisch zu bleiben.
    
    Dann, nach einer kurzen Pause und einem leisen saugenden Geräusch an ihrem neongrünen Plastikhalm, kam ein gequältes: „Steuerberater! Das hätte ich mir denken können!“
    
    „Was?“ wollte ich fragen und dachte so für mich „ich auch“, aber ich unterließ es, denn Violas Stimme wurde im selben Moment um eine unangenehm klingende Nuance schriller, und ich bekam die volle Kanne der ersten Breitseite mit schweren Vorwürfen vor den Bug geballert.
    
    „Warum hast du mich nicht gewarnt. Du bist doch meine beste Freundin. Du musst doch was davon gewusst haben …“
    
    Das war keine versteckte, sondern eine eindeutige Schuldzuweisung an die Komplizin, die Sau. Ich musste für mich zugeben, dass ich zwar vieles gehört, einiges geahnt, aber letztendlich nur wusste, dass Werner ein wohlwollendes Auge auf die wohlgeformte Rückseite seiner Praktikantin geworfen hatte, aber nach einem zaghaften Griff erfolglos geblieben war, denn die Praktikantin hatte einen attraktiven Freund mit wenig Geld, aber mehr Saft in den Lenden als Werner. Damit hatte ich mit meiner Verantwortung für Violas Eheglück eindeutig versagt. Eigentlich hatte ich eine ziemlich schlechte Ausgangsposition, denn alles was ich hätte einwenden können, wäre falsch ...
    ... gewesen. Mein leiser, mit einem „Aber...“ begonnener Satz wurde von Viola nicht registriert, denn gute Ratschläge geraten schnell in Vergessenheit und jeder fundierte Einwand wäre nichts anderes als eine schlechte Entschuldigung aus der Defensive gewesen.
    
    „Warum bin ich nicht aufgewacht, als er mir einen Tag vor dem Standesamt den beschissenen Ehevertrag hingelegt hat. Zu unserer Sicherheit hat er gesagt. Denn er ist ja Selbstständig hat er gesagt. Und mir soll nichts passieren, falls die Geschäfte mal nicht so laufen, hat er gesagt. Das ich nicht lache!“
    
    Innerlich musste ich giggeln, denn das mit dem Ehevertrag wußte ich nicht. Ein kurzes, hastiges Ziehen an ihrer Filterzigarette unterbrach Violas vorwurfsvoll ausgeworfenen Monolog. Plötzlich erschien mir die Perspektive des so hoffnungsfroh begonnenen Vormittags wieder grau und deprimierend. Ich fühlte mich beschissen, ganz so als ob ich die Mitschuld an der prekären Ehesituation meiner wie bereits erwähnt, auch zweitbesten Freundin Viola tragen müsste, und ich wusste immer noch nicht, was geschehen war, denn Viola beherrscht zwar die Kunst der schnellen Dampf-Rede, aber sie ist eine schlechte Zuhörerin und manchmal auch zu keinem logisch aufgebauten Dialog fähig.
    
    „Ja klar, ich war schon irgendwie beeindruckt. Das große Haus und so. Irgendwie tat er mir auch leid. Die Geschichten von seiner Ex, die ihn nur ausgenützt hat, und von den Frauen die ihn nicht verstehen. Er war so sanft und einfühlsam. Warum bin ich nicht ...
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