1. Swatch und Nonnenkleid (von Amélie von Tharach)


    Datum: 08.09.2017, Kategorien: BDSM Gruppensex Humor

    ... aufhorchen. Werners Ehefrau verhielt sich entgegen ihrer Wesensart einsilbig, und wie ich unschwer aus dem Zusammenspiel von gedrückter Stimmlage und kleinen, mit schnüffelnden Geräuschen unterlegten Zwischenschluchzern interpretieren konnte, auch im seelischen Bereich nicht niederschlagsfrei. Das tat mir gut, denn mir ging es ähnlich, und geteiltes Leid ist bekanntlich halbes Leid.
    
    Wir verabredeten uns kurz und bündig im Bellini, unserem Sindelfinger Stammlokal. Frisch gestyled und fröhlich gestimmt begab ich mich auf den Weg - durch die lange Gasse, hinab zum vereinbarten Ort. Viola wartete schon ungeduldig auf mich, was äußerst ungewöhnlich war, denn Viola ist in besonderen Situationen außergewöhnlich gewöhnlich und außerdem chronisch unpünktlich. Ich saß noch nicht, da brachte mir der haargeschmalzte Kellner ein von Viola geordertes Getränk. Über die großzügige Geste erfreut nahm ich an, dass Viola auch beabsichtigte, die Rechnung zu bezahlen, was unter normalen Umständen Anlass zu Misstrauen gibt. Aber ich war arglos und glaube unverrückbar an das Gute. Fidel und vielversprechend klirrten drei Eiswürfel im Glas. Aus den Lautsprechern kam leise Musik. Janis krächzte: „Oh Lord, won´t you buy me a Mercedes Benz …“, und der Cocktail entfaltete sein volles Aroma. Viola sagte nichts und saugte dafür etwas zu geräuschvoll - ich musste bei der Kuh spontan an eine verdurstende Kuh vor der Notschlachtung denken - nervös an ihrem grünen ...
    ... Happy-Hour-mit-buntem-Schirmchen-Cocktail. Ihre sorgfältig und dunkelrot geschminkten Lippen zitterten leicht, fast unmerklich unkontrolliert. Selbst im halbdunklen Ambiente der Bar waren die Tatsachen des Tages nicht zu übersehen. Viola sah entgegen ihrer üblicherweise perfekt durchgestylten Optik schlecht und im Gegensatz zu mir fast alt aus. Ihre Handbewegungen waren fahrig. Sie knibbelte mit dem Daumen ihrer linken Hand am kleinen Finger derselben. Ich sah zarte Hautfaltenkränzchen unter und neben ihren tiefbraunen und verheulten Augen, die mir bis dahin nicht aufgefallen waren, denn Viola ist seit mindestens fünf, wenn nicht sogar seit sieben Jahren Dreißig. Dazu kamen fünf zur Hälfte angerauchte Filterzigaretten der Marke WEST, offensichtlich nervös ausgedrückt im champagnerfarbenen PERNOD-Aschenbecher auf dem runden Bistrotisch, die mir eine ungelöste Spannung signalisierten. Viola war megamäßig sauer, und zwar richtig.
    
    „Manchmal frage ich mich, wie ich mich nur so täuschen konnte. Am Anfang ist der mir hinterhergelaufen wie ein kleiner Hund. Früher war er doch so ganz anders, so liebevoll ...“
    
    „… zu mir auch“ dachte ich als Zusatz zu Violas lauter Stimme. Ich sprach meine Gedanken nicht aus, weil ich weiß, wann die Zeit des Gehorchens und Schweigens anbricht, und wann sie endet.
    
    Du musst dich nicht wundern. Mein submissives Verhalten hatte einen Grund. Werner, also Violas Ehemann ist ein besonders guter Freund (der sich momentan etwas rar macht), und dazu mein Steuerberater in Personalunion, und ...
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