Wie ich tabulos wurde 02
Datum: 07.09.2019,
Kategorien:
Erotische Verbindungen
... müssen vier oder fünf Stunden gewesen sein, die wir da in meinem Bett verbrachten, beinahe schweigend, außer ich erklärte ihm, was er zu machen hatte. Schweigend, während ich seine Frau vor Augen hatte, die mich anstarrte und sauer war. Oder anstarrte und traurig war. Was auch immer sie war -- ihr Freund lag hier bei mir, zwischen meinen Beinen, und vögelte sich selbst das Hirn raus.
Vier oder fünf Stunden, in denen Kai von Stunde zu Stunde besser und härter wurde. Bis der Morgen graute -- ein Samstag, an dem wir nicht zur Arbeit mussten - und er erschrocken auf die Uhr sah. Sich bei mir bedankte, sich anzog und davonfuhr.
Das Bedanken seinerseits bestätigte mir übrigens, dass Kai... nun. Ich kannte ihn. Nicht sehr, aber doch gut genug, um zu wissen, was ein Mann seines Schlages mit einer solchen Nacht anfangen würde.
Meine Gier allerdings war befriedigt. Das Kribbeln beendet. Es fühlte sich an wie eine Droge, die ich genommen hatte und mit der ich jetzt zufrieden war. Vollends zufrieden. Ich schlief die Tage darauf so gut, wie schon lange nicht mehr, und als ich Kai am Montag Morgen im Büro traf, konnte ich mir nicht mehr vorstellen, was mich so sehr an ihm gereizt hatte. Ich fühlte nichts. Kein Kribbeln. Keine Aufregung. Kein Drang, ihn zu mustern und mir vorzustellen, seine Frau zu betrügen. Immerhin war dies schon passiert. In mir rumorten lediglich dumpfe Schuldgefühle, die sich emotionslos anfühlten. Wie ein Raubtier, welches sich seine Beute geholt hatte und ...
... nach dessen Verzehr sofort vergaß, dass es überhaupt existiert hatte, lediglich begleitet vom Sättigungsgefühl in den darauffolgenden Stunden.
Und natürlich hinkte dieser Vergleich. Ich fühlte mich damals nämlich nicht wie ein Raubtier. Im Gegenteil. Im Laufe der Woche schämte ich mich von Tag zu Tag mehr für das, was ich getan hatte -- verschlimmert durch Kais Anfrage, ob wir das ganze wiederholen könnten, welche er beinahe täglich wiederholte. Und ja, es passierte genau das, was ich erwartet hatte - er trennte sich von seiner Freundin und schlug mir vor, regelmäßig zu mir zu kommen. Aber ich hatte das Interesse an ihm verloren. Konnte mich noch nicht einmal zu einer zweiten Nacht mit ihm durchringen.
Und mir der Tatsache bewusst, dass er seine Freundin meinetwegen verlassen hatte, begann ich, ihn abzuweisen. Solange, bis er ein anderes Jobangebot annahm und aus meinem Leben verschwand.
Und wenn ich später an Kai dachte, tat er mir leid. Unheimlich leid. Aber Kai war nur der Auftakt. Kai war, nach Maik, erst der Anfang einer ganzen Reihe von Männern, die ich dazu brachte, sich selbst und ihre Freundinnen oder gar Ehefrauen zu betrügen. Dabei fühlte ich mal mehr und mal weniger. War mal mehr und mal weniger empathisch. Wenn ich heute rückgängig machen könnte, was ich damals getan hätte, würde ich Kai verschonen. Kai war eines jener Opfer, die ein Krieg nun einmal mit sich brachte. Und in mir herrschte dieser Krieg. Einer, der Grenzen überschreiten und Tabus brechen ...