1. Seltsame kosmische Strahlen


    Datum: 21.08.2019, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie

    In jener Nacht, die für Jens zum Schicksal werden würde, war wieder ein heftiger Streit vorausgegangen. Das Streitthema änderte sich eigentlich nie, und an diesem Arbeitstag -- und den vorangegangenen -- hatte sich so viel in ihm angestaut, daß es aus dem Kopf mußte ... und so ging er ohne ein Wort aus dem Arbeitzimmer. Jens verließ ohne das angestammte mittlerweile schon zwanghafte „Bis morgen!" oder Ähnlichem und rannte einfach los.
    
    Es war Dezember, und wenn die Straßenlateren das für diese Jahreszeit übliche Dunkel partiell zerreißen würde, dann wäre es stockduster. Sein ganzer Körper war extrem angespannt und scheinbar elektrisiert. Jens hatte eine solche Anspannung schon lange nicht mehr gespürt, aber das Gefühl von Enttäuschung und Schmerz sowie tief empfundenen Haß für den selbstgerechten Ausbeuter von Chef ... ja, es saß tief in ihm, und ließ ihn seine Füße weiter vor den anderen setzen. Jens lief schneller also sonst durch die Stadt, welche ihm verwunderte Blicke -- welche man „Wahnsinnigenen" entgegenbringt -- einbrachten, bis er ins vollkommende Dunkel der Nacht eintauchte und neugierigen Blicken scheinbar restlos entschwunden war.
    
    Absolut nichts stoppte ihn, nicht einmal die eigentlich längst erwartete Schwäche vor Erschöpfung, doch auf die Frage „Wann werde ich Halt machen?" würde -- als er gerade die massive Steigung eines Hügels hochrannte -- dort würde er eine schnell Beantwortung finden. Komisch, aber irgendwie wußte er es, oder zumindest war er davon ...
    ... felsenfest überzeugt.
    
    Jens war fast oben angekommen und würde normalerweise weiterlaufen, doch dann vernahm er tatsächlich einen kleinen Punkt am Himmel, welcher sich wie ein Faden durch den Raum zog, so als würde ein Stein im Wasser langsam zum Boden sinken, dem ein leichter Sprudel von Luft diesen folgen. Normalerweise wäre der „Sprudel" schnell verschwunden, doch im wasserleerem Raum schien es dieses Mal anders, denn der Sprudel löste sich nicht auf und dessen farbreiche Reflektionen verwirrten ihn mit totalem Faszination.
    
    Eigentlich hätte er nach der x-ten Staffel von Raumschiff Enterprise oder Babylon5 wissen müssen, daß so etwas auch schädlich sein müßte und Vorsicht geboten wäre, doch in diesem Moment starrte er mit offenen Augen -- ohne auch nur einen Gedanken an die Gefahr zu verschwenden -- in dieses zauberhafte Farbenspiel, welches sich ihm immer näher kam. Jens stand einfach nur da, spürte keinerlei Ermüdungserscheinungen wie es nach dem letzten Sprint hätte sein müssen, dennoch blieb ihm innere Ruhe gepaart mit Bewunderung für dieses „Naturspiel" und hielt ihn wie gebannt.
    
    Es wirkte fast wie Hypnose auf ihn, aus der er erst erwachte, als etwas in ihn fuhr, und erschreckt sah er um sich. Alles war auf einmal zuende und von einem Moment zum anderen hüllte ihn wieder nur die Dunkel ein. Gleichzeitig vernahm er aber auf einmal auch eine seltsame Reflektion im schwarzen Dunkel der Nacht, in der er seltsamerweise alles erkennen konnte, wo er sich gerade bewegte ...
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