1. Der Überfall


    Datum: 14.07.2019, Kategorien: CMNF

    ... zu lösen. Nach dem Sinaida wieder Bewegungsfreiheit hatte, rieb sie sich erst einmal ihre Handgelenke, die heftig schmerzten. Der Khan, denn um den handelte es sich offensichtlich, ging um sie herum und zeigte seine offensichtliche Bewunderung für die Frau.
    
    Dann wandte er sich im reinsten Russisch an sie: „Willst Du bei uns bleiben? Wir werden einen guten Mann für Dich finden. Hast Du Kinder?“
    
    Sinaida wusste nicht, was sie antworten sollte. Zwar sprach er freundlich zu ihr, aber die Tataren waren immer freundlich und griffen doch schnell nach dem Dolch um ihre Gegenüber zu töten, während sie redeten. Trotzdem antwortete sie mit fester Stimme: „Nein, ich will nicht bei euch bleiben Meine Kinder warten auf mich.“
    
    „Wieviele?“
    
    „Zwei.“
    
    „Du kannst Deine Kinder nach hier holen. Wir werden mit deinen Leuten reden und ich bin der festen Überzeugung, dass Deine Kinder in kurzer Zeit hier sein werden.“ Diese Aussage gab ihr die Gewissheit dass die Tataren keine weiteren Gefangenen gemacht hatten und wohl die Hütte erfolgreich verteidigt worden ist. Sie schüttelte mit dem Kopf. Der Khan war ob ihrer Widerspensigkeit erstaunt und überlegte, was er mit ihr anstellen sollte, um ihren Widerstand zu brechen.
    
    Er wurde aber in seinen Überlegungen gestört, denn ein Mann betrat das Zelt, den Sinaida kannte. Es war Igor aus ihrem Dorf. Wie kommt er hierher und warum kann er sich frei bewegen? Offensichtlich ist er kein Gefangener. Unterhändler? Soll er ihre Freilassung ...
    ... betreiben? Nach dem Tod ihres Mannes hatte er ihr einen Heiratsantrag gemacht, den sie rund heraus abgelehnt hatte. Schwer beleidigt war er davon gegangen. Wollte er sie jetzt von den Tataren zurückholen, um sie zu Dankbarkeit zu verpflichten? Mit ihrer Gefangennahme konnte er nichts zu tun haben, denn die war mehr zufällig.
    
    Der Khan sprach ihn ebenfalls auf russisch an: „Dass Du uns das Tor geöffnet hast, dies war gut. Nicht so gut war aber, dass Du uns nicht gewarnt hast. Ich habe viele gute Männer dadurch verloren und daran bist Du nicht ganz unschuldig!“ Der Khan betonte das Du besonders. Als Igor zum Reden ansetzen wollte, da befahl ihm der Khan mit einer Handbewegung zu schweigen. „Trotzdem wollen wir Dir deine Verdienste danken.“ Er winkte einen seiner Leute heran, der einen vollen Beutel, vermutlich Münzen oder Gold, in der linken Hand hielt. Die Augen von Igor leuchteten auf und er streckte seine Hand aus um den Beutel zu ergreifen. Im gleichen Augenblick schnellte die rechte Hand des Überbringers nach vorn, der Stahl eines Dolches blitzte auf und durchbohrte das Herz von Igor. Er sank zu Boden und wurde von zwei Männern weggeschafft.
    
    Zu Sinaida gewandt erklärte der Khan: „Wir mögen keine Verräter“, und mit einem Lächeln, „und auch keine widersetzlichen Frauen. Überlege es Dir!“ Die letzten Worte kamen drohend.
    
    Sinaida sah ihn fest an und schüttelte mit dem Kopf: „Nein, ich werde meine Kinder nicht hierherholen und sicher werde ich ausgelöst werden.“
    
    Der Khan sah ...
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