1. Ritter Wigbert im Orient - Teil 01


    Datum: 10.07.2019, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie

    ... sonnenhellen Saal, der vollständig mit kostbaren Teppichen ausgelegt war. Dort warfen ihn seine Wärter mit dem Gesicht voraus auf den Boden.
    
    Nach einigen Augenblicken atemloser Stille donnerte eine Stimme gebieterisch. Wigbert verstand kein Wort, doch dann hörte er von hinten: „Der Emir von Marallah gebietet dir, ungläubiger Hund, aufzustehen!" Zugleich zerrten ihn die beiden Riesen auf die Beine. „Ich bin Bertram aus Wien. Der Emir hat mich vor acht Jahren von einem Sklavenhändler gekauft. Ich war Begleiter eines reichen Kaufmannes, der vor Rhodos von Piraten überfallen, getötet und ausgeraubt wurde. Weil ich ein wenig von der Heilkunde verstehe, sagte ich, ich wäre Arzt und da bei dem Überfall auch etliche Piraten verletzt worden waren, ließen sie mich leben. Allerdings als Sklaven. Als wertvollen Sklaven, denn in diesen kriegerischen Zeiten sind Heilkundige sehr gefragt. So kam ich hierher und nun werde ich für euch übersetzen."
    
    Erstaunt sah sich Wigbert um. Etwa zehn Schritte vor ihm lag auf einem mit Polstern und seidenen Decken ausgestatteten Podest ein großer, dicker Mann mit wallendem, schwarzen Bart, der ihn grimmig musterte. Auf dem Kopf hatte er dafür gar keine Haare mehr. Ehe Wigbert noch eine Frage stellen konnte, fing der Emir wieder an, mit lauter Stimme zu sprechen und Bertram übersetzte: „Ungläubiger! Du bist in unser Land gekommen, um zu plündern, zu rauben und zu morden. Du hast dein Leben verwirkt. Aber du hast meine Lieblingsfrau verschont und ...
    ... daher schenke ich dir dein armseliges Leben. Dennoch kommst du nicht ungestraft davon. Bis ans Ende deiner Tage gehörst du mir. Der Hakim wird dir deine Männlichkeit nehmen. Sobald du dich davon erholt hast, wirst du die niedrigsten Dienste als Eunuch tun - als Sklave meiner Frauen. Du wirst den Harem nie wieder verlassen. Tag für Tag werden die herrlichsten Frauen um dich, aber du wirst kein Mann mehr sein. Das soll deine Strafe werden. Schafft ihn weg!"
    
    Wieder packten die kräftigen Männer zu, führte Wigbert unverzüglich hinaus und erneut durch endlose Gänge, ehe sie ihn in einem Raum, ganz im entlegensten Winkel eines Palastes oder einer Burg rücklings auf einen Tisch legten und mit weit gespreizten Beinen festbanden. Zum Abschied warfen sie ihm noch grimmige Blicke zu, dann blieb er allein, allein mit der Angst und der Ungewissheit. Verwundet war er schon oft, mit solchen Schmerzen kannte er sich aus, aber kastriert worden war er natürlich noch nie, da fehlte ihm die Erfahrung. Auf diese hätte er selbstverständlich gerne verzichtet, doch das Schicksal schien es nicht gut mit ihm zu meinen.
    
    Nach endlosen Minuten erschien endlich Bertram, der Hakim. „Nun, mein Freund, hört mir gut zu. Wir haben nur wenig Zeit. Ihr wollt hier raus, ich will hier raus. Allein schaffe ich es nicht, denn ich bin kein Mann des Kampfes und ohne Geld und Waffen kommt man von hier nicht zurück in die Heimat. Ich gehe ein hohes Risiko ein -- und ihr auch -- aber ich bin bereit, euch den Schwanz ...
«1234...15»