1. Die Nachtschwester


    Datum: 13.06.2019, Kategorien: Romantisch

    ... drohte ihm an, dass er sein junges Lebens unverzüglich aushauchen werde, sollte er auch nur im Traum daran denken, meine geliebte Lederhose zu zerschneiden. Von ihm kam ein trockenes "Mia duads jo net weh" ("ich habe dabei ja keine Schmerzen) und wieder biss ich auf mein Taschentuch, als er mir vorsichtig meine Lederhose auszog. Dann packte man mir meinen Klamottensack auf den Bauch und los ging die Fahrt in Richtung Schwabinger Krankenhaus.
    
    Vermutlich hatte der Fahrer zuvor für eine der zahlreichen lokalen Bierbrauereien als Ausfahrer gearbeitet, denn seine Fahrweise trug nicht unbedingt dazu bei, dass meine Schmerzen weniger wurden. Andererseits konnte er ja nichts dafür, dass er auf dem Weg ins Krankenhaus über zahlreiche Straßenbahnschienen fahren musste. Also hatte ich Nachsicht mit ihm und harrte der Dinge, die da noch auf mich zu kommen. Nach etwa 15 Minuten waren wir im Krankenhaus angekommen und sie schoben mich mit der Trage (nicht Bahre, soweit sind wir noch nicht) in den Untersuchungsraum.
    
    Der Arzt machte einen sorgenvollen Gesichtsausdruck, welcher sich erhellte, als ich sagte, dass ich Privatpatient sei. Die Untersuchung war knapp, dass Ergebnis erschütternd. Spiralbruch des Schienbeines knapp oberhalb des Sprunggelenkes, sowie leichter Splitterbruch des Wadenbeines. Prost Mahlzeit. Dem Doc war eine Operation zu risikoreich, die Gefahr, dass das Sprunggelenk dann steif würde sei ihm zu hoch. Ergo, ab ins Bett und ein nettes Gewicht an die Ferse ...
    ... gehängt, um die Bruchstelle auseinander zu halten. Die Schmerzen kommen nämlich nicht von dem Bruch selbst, sondern von der beschädigten Knochenhaut. So wurde ich meiner Unterhose beraubt, mein rechtes Bein wurde auf eine schiefe Ebene geschnallt und an meinem Fersenbein hing, dank eines Nagels quer durch Selbiges, ein lieblos eingehängtes Gewicht. So wurde ich denn fast bewegungsunfähig, von einem jungen Pfleger mit Stoppelfrisur ins Zimmer gefahren. Ich hatte zwar ein Doppelzimmer "gebucht", aber noch stand ihnen kein zweites Opfer zur Verfügung. Die Rot-Kreuz-Patrouille war sicher noch unterwegs, um meinen künftigen Zimmergenossen einzusammeln. So lag ich da nun in meinem Bett und hatte genügend Zeit über das Übel nachzudenken. Die starken Mittel gegen die Schmerzen begannen zu wirken und ich bekam trotz der trüben Aussichten ein seliges Grinsen in mein Gesicht. Unter der Bettdecke war ich nackt, denn ich war ja angeschnallt und konnte meinen Arsch nicht in die Toilette bewegen. Ein Umstand, der mir noch viel Kummer bereiten würde.
    
    Nachdem ich wieder einigermaßen klar im Kopf war, konnte ich ein Telefon ordern und in meiner Firma und bei meiner Familie anrufen. Außerdem teilte ich dem ADAC mit, dass sie den Rücktransport meines Motorrades und meine Verlegung ins heimische Krankenhaus schon mal organisieren könnten. Inzwischen war es Abend geworden und der stoppelige Pfleger brachte mir was zum Essen. Kein Vergleich zu dem Essen was ich in den Lokalitäten der bajuwarischen ...
«1234...8»