1. Zum Schwulsein verführt


    Datum: 10.06.2019, Kategorien: Schwule

    Damals befand ich mich mit meinen gerade einmal 21 Jahren bereits in einer regelrechten Lebenskrise. Vor ein paar Monaten war ich bei meinen Eltern ausgezogen, um mit meinem langersehnten Studium in einer rheinischen Großstadt zu beginnen. Die fremde Metropole, die nun zwangsläufig zu meiner neuen Heimat geworden war, befand sich gut zweihundert Kilometer weit von meinem früheren Wohnort entfernt. So war es also praktisch unmöglich für mich gewesen, um auf die Distanz noch viel Kontakt zu meiner Familie und zu meinem alten Freundeskreis zu halten.
    
    Ich hatte zwar anfangs noch versucht die Freundschaften über Facebook oder andere soziale Netzwerke aufrecht zu erhalten. Doch ich musste mir dann bereits nach gut drei Monaten selber eingestehen, dass diese Form der Kommunikation auf Dauer wohl nicht funktionieren würde, um wirklich noch dazu zu gehören. So verlor ich also nach und nach nicht nur meine Freunde und Bekannten, sondern auch bald meine geliebte Freundin Miriam, die sich eine dauerhafte Beziehung auf diese große Entfernung einfach nicht mehr länger vorstellen konnte. Stattdessen hatte sie sich einfach irgendeinen anderen Kerl gesucht, der ganz in ihrer Nähe wohnte. Ich war über diese furchtbare Entwicklung mehr als überrascht gewesen und außerdem zutiefst betrübt. Vor allen Dingen, weil ich ihre Entscheidung einfach nur durch eine kurze SMS mitgeteilt bekommen hatte, ohne überhaupt noch großartig mit ihr darüber sprechen zu können.
    
    Da saß ich also nun - einsam ...
    ... und verlassen in einer viel zu großen Stadt, in der es mir wirklich mehr als schwer fiel, neue Kontakte aufzubauen oder überhaupt irgendjemanden kennenzulernen. Das Studium hatte mir wegen dieser vielen persönlichen Rückschläge bald schon keinen Spaß mehr gemacht. Ich versuchte es aber dennoch irgendwie mit Würgen und Hängen durchzuziehen, um mich auf irgendeine Art und Weise überhaupt noch ablenken zu können. Die Erinnerung an meine Freundin schmerzte wirklich fürchterlich. Ich hatte praktisch niemanden, mit dem ich noch darüber reden konnte oder der mich wenigstens einmal in den Arm nahm, um mir Trost zu spenden.
    
    All das wirkte sich dann mit der Zeit natürlich auch sehr negativ auf meine Leistung aus, so dass ich trotz all meiner Bemühungen mit dem Studium nicht wirklich weiter kam und auch einen Nebenjob nach dem anderen verlor, weil ich mich einfach nicht mehr richtig konzentrieren konnte.
    
    Auf diese Weise hätte ich mir meine Wohnung bald schon nicht mehr leisten können - geschweige denn überhaupt noch ein weiteres Semester an der Uni zu studieren. Es war ein echter Teufelskreis, aus dem es wohl so schnell kein wirkliches Entrinnen mehr zu geben schien. Ich rechnete sogar schon fest damit, dass ich mein Studium bald an den Nagel hängen musste, um dann als gescheiterte Persönlichkeit wieder in mein Elternhaus zurückzukehren. Dann hätte ich zwar wieder in meiner alten Heimatstadt gewohnt, wäre aber ständig meiner Ex-Freundin und deren neuen Kerl über den Weg gelaufen - ...
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