1. Der Blowjob


    Datum: 03.11.2017, Kategorien: Transen Schwule

    Wenn man anders ist als alle anderen, wenn man nicht zu denen gehört, die sogenannt normal sind, dann erkennt man sich gegenseitig schnell. Es ist nicht der abgespreizte kleine Finger, der feminine Gang, das Deo nach Lavendel und Orangenblüten oder die Abneigung gegen Fussball und andere Männersportarten. Es ist wohl eher der scheu abwägende Blick „Wieviel darf ich von meinem Anderssein in dieser Gruppe preisgeben?“
    
    Wir studierten beide Anglistik im ersten Semester als wir in der Übung zu moderner amerikanischer Literatur den Roman „Cloud Atlas“ von David Mitchell behandelten. Da zu dieser Zeit auch die Verfilmung im Kino anlief, sah unser Dozent darin ein gute Gelegenheit die Umsetzung eines literarischen Stoffes in das Medium Film mit uns zuerarbeiten. Als ich beim dritten Besuch des Filmes auch Patrick zum dritten Mal sah, gingen wir nach der Vorstellung gemeinsam noch auf ein Bier. Patrick erzählte mir wie sehr er von der Darstellung des Liebesverhältnisses von Robert Forbisher mit Rufus Sixsmith bewegt wurde, während mich es beeindruckte wie etliche Schauspieler zwischen einer männlichen und einer weiblichen Rolle hin und her switchen. Seit diesem Abend war uns beiden klar, dass jeder von uns anders ist, und nicht so wie die normalen cis- und heterosexuellen Kommilitonen und Kommilitoninnen unseres Jahrgangs.
    
    Ich hatte im ersten Semester, was ganz untypisch ist, eine Studentenbude bei einer alleinstehenden Witwe bekommen. Wir kamen zwar gut miteinander aus, aber ...
    ... die Sozialkontrolle, die sie oft unbewußt auf mich ausübte, machte es schwer, dass ich mein anderes ich, als Crossdresser in einer femininen Rolle, ausleben konnte. Ich wusste, dass Patrick im Studentenwohnheim auch unglücklich war, da es auch dort aufgefallen wäre, wenn er mit einem Mann zärtlich geworden wäre. Als ich dann Ende des ersten Semesters eine Zweizimmerwohnung fand, war Patrick sofort begeistert mit mir dort eine WG zu gründen.
    
    Es gab nur wenige Dinge, die wir aus unseren möblierten Studentenbuden mit in die Wohnung umziehen mussten. Umso mehr Möbel wie Bett, Schrank, Tisch und Stuhl besorgten wir von den Dachböden und Abstellkammern unserer Familien.
    
    Für mich war es eine Befreiung endlich enfemme leben zu können. Ich legte oft den ganzen Tag nicht Rock oder Kleid ab. Selbst zur Uni ging ich mit Rock. Bei den vielen Studentinnen in unserem Fach fiel eine mehr nicht auf. Zudem bin ich mit 165 cm nicht sehr groß für einen Mann und auch ziemlich schmächtig gebaut. Das Hormon Testosteron hatte mir bei nur eine sehr unvollständigen Job getan. Ich hatte kaum Haarwuchs im Gesicht, an Armen und Beinen, und auch meine Stimme hatte sich in der Pubertät nur unmerklich gesenkt. Wenigstens zwischen den Beinen sorgte es immer für einen gut gefüllten Hodensack.
    
    Patrick war glücklich mit seinem eigenen Reich. Er erzählte mir abends am Küchentisch oft welchen maskulinen Studenten er heute wieder in der Mensa gesehen hatte. Leider waren das immer eindeutige heterosexuelle ...
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