1. Tango allein zu Haus


    Datum: 03.05.2019, Kategorien: Verführung

    ... sind seine weichen wissenden Hände, er zieht sie vom Bett hoch und führt sie hinunter an die Hausbar, Tangomusik läuft schon leise im Hintergrund.
    
    Es ist diese wahnsinnige Musik, die Sehnsucht weckt und jeden Raum mit einer knisternden Erotik ausfüllt.
    
    Diese Musik strahlt Schwermut aus und ist doch seltsam leichtfüssig. Der argentinische Tango ist populär, auf Ignacio und Isabella übt er eine tiefe und unerklärliche Faszination aus.
    
    Entstanden ist er vor mehr als hundert Jahren in den Hauptstädten von Argentinien und Uruguay.
    
    Sein Ursprung liegt in den Elendsvierteln der Grossstädte Buenos Aires und Montevideo, in denen Ströme von Einwanderern gestrandet waren. Ihre Entwurzelung, die Enttäuschung über nicht erfüllte Hoffnungen und Träume spiegelt sich in den Texten und in der Melancholie der Musik.
    
    Der Tango ist der wohl erotischste aller Paartänze. Die enge Umarmung der Körper, die Beine von Isabella, die Ignacio umtanzen und manchmal auch umschlingen -- das hat etwas Anziehendes und Anzügliches zugleich. Beide wissen, dass der Ursprung des Tanzes in den Bordellen liegt.
    
    Es fehlt nicht an zusätzlichen Bestätigungen: die lüsternen Tanzfiguren, die offensichtliche Anzüglichkeit gewisser Titel" -- El choclo (der Maiskolben), El fierrazo (das Schüreisen) -- ".
    
    Der Tango hat sich verändert seit seinem Siegeszug vom Rotlichtmilieu in alle Teile der Gesellschaft. Seine ursprünglich reiche Choreographie, die Vielfalt an Schritten und Ornamenten, wurde aus ...
    ... Rücksicht auf die moralische Empfindsamkeit der gehobenen sozialen Schichten eingeschränkt.
    
    Je mehr der Tango sich zum Gesellschaftstanz entwickelt, desto weniger 'cortes' werden getanzt, desto weniger 'quebradas'.
    
    Bei den 'cortes' handelt es sich um den plötzlichen Abbruch einer Schrittserie, bei den 'quebradas' um Verzierungen, die von Isabella in absoluter Vollendung getanzt werden.
    
    Früher war der Tango eine orgiastische Teufelei; heute ist er eine Art zu schreiten. Sie kann beides, elegant schreiten und absolut teuflisch verzieren, so dass sich bei manchen engen Schrittfolgen sein Lustpfahl gegen ihre frischrasierten Leisten drückt - das gibt ihr Zufriedenheit, das erhitzt sie als Frau, mit weniger würde sie sich nie zufriedengeben.
    
    Obwohl er gesellschaftsfähig wurde, hat der Tango seinen erotischen Reiz bewahrt.
    
    Um beide auf einer höheren Ebene zu vereinen, ist es notwendig, dass der Mann ganz Mann ist und die Frau ganz Frau.
    
    Nur in einer Sphäre deutlicher Polarität kann sich dieser Eros entfalten.
    
    Nur zwischen den Gegensätzen ist Raum für die Sehnsucht.
    
    Und der Tango verbindet die äussersten Gegensätze zu einem harmonischen Ganzen, welches gelegentlich tiefere Erlebnisse der Einheit gewährt."
    
    Ignacio legt den Arm um Isabella, sanft und doch bestimmt führt er sie in die Bewegung hinein, die hohen Absätze zeichnen auf den Boden eine unsichtbare Acht. Dann stoppt er sie.
    
    Ihr Bein, im schwarzen Strumpf gehüllt, schiebt sich an seinem Bein entlang, ...
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