1. Überraschung


    Datum: 31.10.2017, Kategorien: Reif

    ... trank wieder Wasser.
    
    „Zeig mal, zieh dich aus. Du hast mir doch auch zugesehen“, forderte er mich auf, aber ich rührte mich nicht von meinem Platz.
    
    Ich sah, wie er auf seinen Bildschirm starrte. Seine Hand, wanderte schon wieder in seine Hose. Ich konnte es nicht verhindern, ich lachte.
    
    „Du hast dich auch nicht verändert“, sagte ich recht leise und mit einem Frosch im Hals. Meine Stimme klang krächzend.
    
    „Wann hattest du das letzte Mal Sex, mit einem Mann“, er hatte demnach nicht vergessen, wie genau ich die Worte manchmal nahm. Ich musste lächeln, denn ich fühlte mich geschmeichelt deswegen. Er war einer der Wenigen gewesen, der mich stets ernst genommen hatte.
    
    „Da muss ich mal nachdenken. Isi ist jetzt dreizehn. Minus fünf. Vor acht Jahren!“ Michael schwieg, statt zu lachen.
    
    „Was ist passiert?“
    
    „Mein Mann war bei der Geburt dabei. Sie war heftig und schnell. Ich zitterte am ganzen Körper, hatte kaum noch Kraft und mit den allerletzten Reserven, hatte ich die Tochter hinausgeschoben. Da sagte er, er würde mich nie wieder anfassen. Fünf Jahre später, zu Weihnachten, überkam es ihm dann doch noch einmal. Danach, nix mehr!“
    
    „Hier steht, du bist erst seit zwei ein halb Jahren getrennt. Warum so spät?“
    
    „Ich war abhängig von ihm. Er brachte das Geld heim, ich war schwer krank und Hausfrau. Ich hatte Angst vor der Zukunft, also blieb ich!“
    
    „Wie habt ihr euch dann getrennt?“
    
    „Er hat sich einer anderen zugewandt, wurde aggressiv. Er trampelte auf ...
    ... meinem Gemüt herum, wollte mir die Kinder wegnehmen. Da begann ich zu kämpfen. Der Rest ist Geschichte. Wir haben uns, bis gestern, noch gut vertragen. Weißt du, was hier los ist?“
    
    „Nein. Ich rechnete mit allem Möglichen, aber nichts davon, trat bisher ein. Soll ich mal versuchen, zu dir herüber zu kommen?“
    
    „Tu dir keinen Zwang an, aber lass bitte deine Hände bei dir!“
    
    „Transportiere mich zu Lara“, sagte Michael und plötzlich, saß er neben mir. Ich starrte ihn sprachlos an.
    
    „Wahnsinn oder“, er lächelte spitzbübisch und griff nach mir. Ich zuckte zurück.
    
    „Komm schon an meine Brust. Ich sehe doch, dass du Trost brauchst“, er spielte auf meine feuchten Augen an. Sie standen unter Wasser, weil ich irgendwie gerührt war. Nur widerstrebend, ließ ich mich von ihm ziehen. Er bettete meinen Kopf an seiner Brust und streichelte meine Wange und mein offenes Haar. Ich schloss die Augen. Tausend Empfindungen gleichzeitig, schossen durch meinen Körper. Freude, Trauer, Erregung, Hilflosigkeit, Verwunderung, Erleichterung und grenzenlose Liebe. Ich weinte ganz still.
    
    „Es wird alles gut, Süße. Wir sind nicht mehr alleine“, seine Stimme klang beruhigend.
    
    Fest drückte er mich an sich. Ich lag halb auf ihm, aber diese Tatsache störte ihn nicht.
    
    Komisch, so kannte ich ihn gar nicht. Er war liebevoll und zärtlich, verständnisvoll und entspannt. Hatte er sich letzten Endes doch verändert?
    
    Ich kannte ihn nur unter Spannung, ständig auf dem Sprung und immer nur eines im Kopf, ...
«12...91011...21»