Freundinnen Kapitel 18
Datum: 04.03.2019,
Kategorien:
Macht / Ohnmacht
Als Kathrin am nächsten Morgen aufwachte, war sie überrascht, dass Anja bereits aufgestanden war. Gewöhnlich war sie es, die ihre Freundin sanft geweckt hatte, damit sie nicht etwa zu spät zum Frühstücksbuffet unten im Hotel erschienen. Ein Blick auf ihre Armbanduhr, die sie am Abend auf das Nachtschränkchen aus hellem Holz gelegt hatte, zeigte ihr, dass es schon später war, als sie gedacht hatte. Sie fühlte sich immer noch etwas müde, obwohl sie nach dem gestrigen Tag so tief geschlafen hatte wie selten in diesem Urlaub. Nur einmal war sie in der Nacht aus dem Schlaf aufgeschreckt - sie hatte tatsächlich von blitzenden, klappernden Scheren geträumt, die ihr bedrohlich nahe kamen. Und das, obwohl sie - gerade nachdem Tim ihre Befürchtungen ebenfalls so sicher zerstreut hatte - schließlich sicher gewesen war, dass es wirklich keinen Grund zur Beunruhigung gab. Anja hatte eben eine Vorliebe für manchmal recht drastische Scherze. Und schließlich war diese Friseurphantasie vorgestern - trotz aller heftigen, instinktiven Abwehr - auch für sie selbst ein merkwürdig erregendes Gedankenspiel gewesen, wie sie sich etwas schuldbewußt eingestehen mußte, das sie immerhin dazu gebracht hatte, sich vor Anjas Augen selbst zu befriedigen. Anja hatte vorgestern kein Wort mehr über diese verrückte Spinnerei verloren. Es war - nach diesem emotionsgeladenen Nachmittag - sogar ein recht harmonischer Abend geworden; nach dem Abendessen hatten sie noch fast drei schöne Stunden in der kleinen ...
... Bodega an der Hafenpromenade verbracht und bei etlichen Gläsern Sangria über ihre weiteren Pläne gesprochen. Kathrin hatte vom bevorstehenden Semester erzählt und was sie sich von ihrer Spezialisierung auf einen betriebswirtschaftlichen Studienschwerpunkt versprach und Anja hatte mehr als sonst von ihrer Arbeit in der Softwarefirma erzählt, in die sie vor drei Jahren direkt im Anschluss an ein Praktikum nach dem Abitur übernommen worden war. Dass dies ohne weiteres Studium passiert war, hatte damals kaum jemanden ihrer Freunde und Bekannten überrascht, denn Anjas spezielles Interesse für Mathematik und Informatik war seit langem allseits bekannt gewesen und ihre Kenntnisse, die sie sich ohne jede Mühe anzueignen schien, waren schon zu Schulzeiten Gegenstand ungläubigen Staunens auch und gerade der Jungen ihrer Jahrgangsstufe gewesen. So hatte sie schon in einem Alter, in dem ihre Freundinnen gerade unsicher ihre ersten Schritte in Hörsäle und Seminarräume machten, aktiv und gegen ausgezeichnete Bezahlung in der Softwareentwicklung gearbeitet. Ihre Zielstrebigkeit und ihre vielversprechenden Fähigkeiten hatten die Firmenleitung dann auch bewogen, sie schon mit zwanzig Jahren als Vertreterin des Betriebs zur Teilnahme an einem zweisemestrigen Spezialierungsprogramm zu ihrer Mutterfirma in die Staaten zu schicken, wo sie - in der Nähe von San Diego - tatsächlich nebenbei ein recht ordentliches Spanisch gelernt hatte. Bei den unverfänglichen Themen hatte sich Kathrins Aufregung im ...