1. Freundinnen Kapitel 19


    Datum: 25.10.2017, Kategorien: Macht / Ohnmacht

    ... hörte sie Anjas Stimme: »Ganz ruhig, Kathrin, gleich ist es vorbei; dann ist es so, wie ich es möchte - Du warst sehr tapfer, ich weiß das und ich habe es nicht anders erwartet!« Kathrin fühlte kurz Anjas Fingerspitze am Hinterkopf und dann das vibrierende Metall des Scherkammes, als der Friseur ihr nach Anjas Maßgabe den Nacken ausrasierte und dann auch die gerade noch etwas länger belassenen Stirnhaare auf etwa zwei Zentimeter kürzte. Als wenn sie nicht sich selbst, sondern jemand Fremden ansähe, sah sie im Spiegel zu, wie danach auch ihre Haare an den Seiten um die Ohren herum mit der Haarschneidemaschine entsprechend angeglichen wurden. Anja sagte noch einmal etwas zum Friseur, der in gespielter Hilflosigkeit die Achseln zuckte, aber dann doch mit Kamm und entsprechend eingestellter Schneidemaschine dafür sorgte, daß auch in den nächsten Wochen Kathrins inzwischen hochrote Ohren nicht von nachwachsenden Haaren berührt werden würden. Als das Geräusch der Maschine schließlich verstummte, wußte Kathrin, dass es endlich vorbei war. Aber konnte es wirklich sein, dass das auf einmal so jungenhaft wirkende Mädchen, das ihr mit großen, vom Weinen noch feuchten Augen aus dem Spiegel entgegensah, sie selbst war? War es tatsächlich dieselbe Frau, die sich jahrelang mit heimlichem Stolz bewußt gewesen war, wie anziehend sie mit ihrem perfekten Körper und der üppigen Mähne kaum zu bändigender langer dunkler Locken auf viele Männer wirkte? Vom millimeterkurz rasierten Haaransatz im ...
    ... Nacken war es nun ein allmählicher Übergang bis ihr Haar schließlich erst in Höhe der Oberkante ihrer großzügig freigeschnittenen Ohren die ihr zukünftig maximal erlaubte Länge von höchstens zweieinhalb Zentimeter erreichte. Langsam - scheu, als würde dies erst den Beweis für das Vorgefallene erbringen - hob Kathrin die rechte Hand und führte sie zu ihrem Kopf. Dieses unglaubliche Gefühl, als ihre Fingerspitzen anstelle der weichen, seidigen Locken die ungewohnten, etwas kratzigen Stoppeln um ihre Ohren und in ihrem Nacken spürten. Es war also tatsächlich wahr - es war kein Traum, aus dem sie gleich heftig atmend, aber erleichtert erwachen würde. Nach all den Jahren hatte sie wieder kurzes Haar - so kurz wie nie zuvor; ihre langen, dunklen Locken - ihr Stolz der letzten Jahre - waren ab jetzt Vergangenheit und lagen wie achtlos liegengelassen in einem dichten Haufen abgeschnitten auf dem Boden. Wie in Trance stand sie auf, nachdem der Friseur ihr das Cape abgenommen hatte und konnte jetzt die neuen Tränen nicht zurückhalten. Sie wandte sich Anja zu, die lächelnd neben dem Frisiersessel stand, und fiel ihr schluchzend in die Arme. "Ach Kathrin, du hast keinen Grund zum Heulen - es ist vorbei. Du hast mich nicht enttäuscht- sei stolz darauf! Bilde dir bloß nichts darauf ein - aber trotzdem: du siehst einfach toll aus!" sagte Anja und fuhr mit beiden Händen durch Kathrins kurzgeschorenes Haar. "Ich kümmere mich eben noch um das Geld und dann gehen wir an den Strand." Mit diesen ...
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