1. Trucker


    Datum: 06.01.2019, Kategorien: Schwule

    Eine Scheißidee war das, per Anhalter zu einem Kumpel nach Lörrach zu fahren. Erstens mal war das Wetter alles andere als anhalterfreundlich, und zu allem Überfluss hielt auch noch kein Schwein an. Also fror ich mir den Arsch ab in dem für die Jahreszeit zu kalten Regen. Ich hatte nur eine dünne Jeansjacke an, denn am Morgen schien die Sonne und es versprach eigentlich ein schöner Sommertag zu werden.
    
    Nicht mal weiter laufen konnte ich, da ich an einer Autobahnauffahrt stand. Schließlich wollte ich heute noch die 500 Kilometer bis Lörrach schaffen, und es war schon gegen Mittag.
    
    Endlich hielt ein Lkw an. Zuerst dachte ich, der bremst nur kurz ab, um sich zu orientieren. Aber dann flog die Beifahrertür auf. Schnell rannte ich zu dem Truck, ich wollte ihn nicht warten lassen. Manchmal sind die Leute ungeduldig und fahren weiter, ohne darauf zu warten, bis zu endlich im Auto sitzt. Ein altes Gesicht, umrahmt von grauen Haaren wartete auf mich in der Beifahrertür.
    
    „Wohin willst du?“ übertönte er den nagelnden Lkw-Diesel.
    
    „Nach Lörrach“ keuchte ich zurück, warf meinen Rucksack auf den Beifahrersitz und wuchtete mich hinterher.
    
    Zwischengas, erster Gang und der Lkw setzte sich ächzend in Bewegung, nahm Fahrt auf und schwenkte auf die Autobahn. Die Heizung blies warme, dieselgeschwängerte Luft in die Kabine.
    
    „Hast dir aber 'nen schlechten Tag ausgesucht, um zu trampen.“ unterbrach der Fahrer das monotone Singen der Reifen und das Nageln des Motors. Er wartete ...
    ... gar nicht auf eine Antwort.
    
    „Mittwochs fahren nur Berufskraftfahrer. Die haben' meisten ziemlich eilig. Die warten nicht auf Tramper. Außer, sie haben lange Beine und 'nen tiefen Ausschnitt. Da bin ich aber nicht so scharf drauf.“ Ich überhörte die letzte Bemerkung und langsam wich die Anspannung bei mir. Ich schaute mir den Fahrer genauer an. Er war schon älter, weit über 50, grauhaarig, klein, drahtig. Wie ein Fragezeichen hing er über den mächtigen Steuer des Trucks. Ab und zu streckte er sich und saß dann ziemlich gerade auf seinem Sitz. Trotzdem wirkte er eher wie ein viel zu kleiner Mensch auf dem Fahrersitz.
    
    Er kramte in der Brusttasche seiner blauen Latzhose und angelte eine Tüte mit Gummibärchen raus.
    
    „Willste auch was?“ fragte er mich und hielt mir die Tüte hin. Ich spürte den Hunger, den ich vorhin vor lauter Zittern und Frieren vergessen hatte. Dankbar nahm ich mir einige der süßen Dinger aus der Tüte und steckte sie alle auf einmal in den Mund.
    
    „Nimm sie alle“ sagte er und legte die Tüte neben mich auf die Sitzbank.
    
    „Bisst'n Süßer?“ er lachte mich etwas anzüglich an. Ich wusste erst nicht, was er meinte und bezog mich auf die Gummibärchen.
    
    „Ja, am liebsten immer den Mund voll. Dann schmeckt's am besten.“ grinste ich etwas verlegen zurück. Er wechselte das Thema.
    
    „Wo willste denn hin?“
    
    „Nach Lörrach“ erwiderte ich.
    
    „Freundin?“
    
    „Nee, 'nen Kumpel besuchen“
    
    „Dein Freund?“. Ich wusste jetzt, was er meinte.
    
    „Nee, hab' ich auf einer ...
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