1. Julias Rückkehr


    Datum: 16.10.2017, Kategorien: BDSM

    Etwas ungläubig lege ich den Telefonhörer auf, nachdem mir die Rezeptionistin erklärt, dass dort Julia auf mich warten würde.
    
    Der Weg zum Haupteingang ist lang, lang genug um nachzudenken. Etwas mehr als ein Jahr ist es nun her, dass ich jenes Mitarbeitergespräch mit ihr hatte, das schließlich in ihrer Kündigung endete. Zu viel hatte sie schon auf dem Kerbholz, die einzig wahre Katharsis konnte nur ihr Abgang sein. Seitdem habe ich nichts von ihr gehört. Ab und zu fragte ich mich, wie es ihr wohl ginge, und obwohl sie viel Unheil stiftete, musste ich zugeben, dass sie mir fehlte. Aber mit der Zeit verblasste die Erinnerung an sie.
    
    Ich nähere mich dem Eingang und weiß nicht, was mich erwarten wird. Der Empfangsdame lächle ich unsicher zu, unterschreibe einen Papierbogen, dann treffen sich unsere Blicke. Ich sehe Entschlossenheit in ihren Augen.
    
    Ich winke ihr, dass sie mir folgen soll. Wortlos gehen wir in mein Büro. Ich lasse sie eintreten und mache die Tür zu. Ich biete ihr keinen Platz an, sondern lasse sie einfach stehen, während ich mich in meinen Stuhl setze und sie mit verschränkten Armen ansehe. Einerseits freue ich mich, dass sie gekommen ist, andererseits bin ich wütend und beleidigt, dass sie erst nach so langer Zeit auftaucht.
    
    Lange Sekunden des Schweigens vergehen. Sie steht stumm da, ängstlich, verlassen. Sie sucht meinen Blick, darin versucht sie abzulesen, wie ich ihr gesinnt bin.
    
    „Ich bin ganz Ohr, Julia", sage ich kalt, um ihr Starthilfe zu ...
    ... geben.
    
    Sie räuspert sich und sieht mir wieder tief an die Augen. Jetzt bemerke ich, dass sie irgendwie verwahrlost aussieht, einsam, müde, mitgenommen. Obwohl sie sich sehr fein herausgeputzt hat: ein geschmackvoller, schwarzer Minirock, graue Strümpfe, seidene Bluse in beige -- und endlich ist sie nicht geschminkt, wie ein Schulflittchen, sondern wie eine ernst zu nehmende, junge Frau.
    
    „Puh... ich weiß nicht, wie ich das sagen soll. Daher sage ich das so einfach wie möglich: ich möchte zurück."
    
    Diese offensichtlich schweren Worte spricht sie mit gesenktem Blick, erst nach der letzten Silbe schaut sie mich an, um meine Reaktion zu ernten.
    
    Ihr Wunsch überrascht mich nicht. Ich habe geahnt, dass dies der Grund ihres Auftauchens ist. Doch ist es ein sehr angenehmes Gefühl, dies aus ihrem Mund zu hören. Aber noch ist da zu viel Missmut und Wut in mir, als dass ich mich so schnell gnädig zeige.
    
    „Nach all dem? Du hattest Zoff mit der halben Belegschaft, deine Arbeitsmoral war unterirdisch und deine Leistung gleich null."
    
    „Ja, ich weiß, dass ich einiges wieder gutmachen muss. Ich habe mich mit den anderen zwischenzeitlich auch schon versöhnt", sagt sie und blickt dabei ganz kurz aus dem Fenster auf die Abteilungsfläche.
    
    Ich folge ihrem Blick und treffe auf die neugierigen Augenpaare von Jelena und Theodora. Im Nu verstehe ich, wie es Julia geschafft hat, den einzigen freien Nachmittag in meinem vollen Terminkalender zu erwischen. Es ist schmeichelhaft, dass sie ...
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