1. Die Geliebte des Kardinals


    Datum: 26.09.2018, Kategorien: Macht / Ohnmacht

    Das schwarzhaarige schlanke Mädchen spaziert heiter durch den gepflegten italienischen Garten und bewundert die aufblühenden Frühlingsblumen in der parkartigen Umgebung des Gutes. Im weitausgeschnittenen roten Seidenkleid, das den Blick auf ein schneeweißes Dekolleté freigibt, mit dem offenen glänzenden Haar ist die Besucherin selbst die schönste Blume dieser Idylle.
    
    Kardinal Giuliano della Rovere liebt die Abgeschiedenheit seines toskanischen Landsitzes. Er, der Machthungrige, Ruhelose, Wilde kann hier in der blühenden friedlichen Landschaft des Chianti zumindest für kurze Zeit zur Ruhe kommen. Fern von den lärmenden, brodelden und stinken Gassen Roms, weit weg von den Intrigen am am Hof des Borgia-Papstes fühlt er sich als einfacher Weinbauer und Olivenproduzent. Die bescheidenen Ursprünge seiner ligurischen Familie braucht er hier nicht zu verleugnen.
    
    Ostern steht bevor. Der Kardinal wird es auf Einladung des Erzbischofs im nahen Siena verbringen. Der um 6 Jahre ältere Francesco Todeschini Piccolomini, der "Protector Nationis Germanicae" beim Heiligen Stuhl, ist ein wichtiger Verbündeter.
    
    Wohlgefällig ruhen Giulianos Augen auf dem schönen weiblichen Geschöpf in seinem Garten. Wie gut, daß er Lucrezia aus Rom kommen hat lassen. Ihre Natürlichkeit, ihre Jugend und ihre Schönheit möchte er nicht mit den vielen verweichlichten und lüsternen römischen Adeligen teilen müssen. Sie ist sein kostbarster Besitz, den er eifersüchtig vor anderen Männern versteckt.
    
    Der ...
    ... Kardinal ist gerade erst vom Angeln zurückgekehrt. Er trägt ein schwarzes Wams aus kostbarem Brokat und eine Nerzstola. Niemand würde ihn für einen Geistlichen halten.
    
    Lucrezia hat sich in einer kleinen Laube umrankt von Weinreben und üppigen lila blühenden Glyzinien niedergelassen und fühlt sich unbeobachtet. Sie blickt versonnen auf den reich verzierten kleinen Vogelkäfig und lauscht dem Gezwitscher ihres großen grünen Papageis.
    
    "Ach Jacopo, caro mio, Du hast es gut! In Deinem goldenen Käfig eingesperrt bist du doch freier als ich, die ich mich hinter hohen Mauern von Palästen verstecken muß. Wie habe ich mich auf diese Tage am Land gefreut, wo Giuliano, mein Geliebter, endlich nur für mich allein da sein kann!"
    
    Die kräftige Frühjahrssonne scheint auf das ebenmässige Gesicht des Mädchens. Es wird ihr heiß beim Gedanken an die vergangene Nacht. Hier unter den Bauern der Crete fühlt sie sich mit dem stolzen Mann wie ein ganz gewöhnliches jungverliebtes Paar. Und er hat ihr gesagt, daß er endlich ein Kind von ihr haben will.
    
    "Jacopo, vielleicht bin ich ja gar schon schwanger? In der Natur treibt und sprießt alles, die Hasen und die Vögel ziehen ihre Jungen auf, wieso nicht ich?"
    
    Langsam öffnet Lucrezia die Knöpfe ihres engen Mieders, streicht sich mit der Hand über den Bauch. Wölbt er sich etwa schon? Wie angenehm sich die Sonne auf ihrem nackten Bauch anfühlt.
    
    Der Kardinal nähert sich nicht, sondern genießt das Bild seiner Geliebten, die sich im warmen ...
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