1. Kitja 03: Neue Erfindungen


    Datum: 09.10.2017, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie

    ... sie mehr in ihm als früher. Ihr wurde bewusst, dass er ein Mann war, so wie Gero.
    
    Sie erinnerte sich an die Leere, die sie nachts empfand, obwohl oder gerade weil sie sich mit ihren Händen selbst verwöhnte. Sie wollte unbedingt etwas in sich spüren. Sie war sich sicher, dass Gero diese Lücke füllen konnte. Aber er war weit weg und er würde sie nie in diesem Haus besuchen können. Ihr Vater aber war hier. Und sie lebten zusammen unter einem Dach, waren sich ständig nah.
    
    Natürlich würde er nie von selbst darauf kommen. Männer waren einfach viel zu unselbständig. Aber wenn Kitja ihm zeigen könnte, was sie brauchte? Ihre Mutter war nicht zuhause und würde noch Stunden fort bleiben.
    
    Er setzte den leeren Becher ab und gab ihn seiner Tochter zurück. Sie schrak aus ihren Gedanken auf und lief dunkel an.
    
    „Danke, Kleines. Das war gut."
    
    Ob er in ihrem Gesicht lesen konnte, was ihr durch den Kopf gegangen war? Er zeigte keinerlei Anzeichen dafür, wandte sich seiner Arbeit zu und brachte das Werkstück auf der Drehbank wieder in Rotation.
    
    Überrascht sah Kitja, welche Form sie in dem unfertigen Klotz erkannte, als sich die Kanten und Ungleichmäßigkeiten des Holzes in der schnellen Drehung auflösten. Es war ein etwa eineinhalb Hände langer Stab mit einem verdickten rundlichen Ende. Sie musste trocken schlucken, als sie erkannte, was für einem männlichen Körperteil diese Form ähnelte.
    
    Betreten wandte sie den Blick ab. Ob ihrem Vater die Ähnlichkeit bewusst war? Er ...
    ... arbeitete unbeeindruckt weiter.
    
    Kitja ging zu dem Regal an der Wand und nahm eine der alten Figuren, die ihr Vater hier als Muster ausgestellt hatte, in die Hand. Das Holz war glatt und durch die langen Jahre, die es hier stand, nachgedunkelt, so dass es beinahe die Farbe ihrer Haut angenommen hatte. Obwohl es hart und unnachgiebig war, konnte Kitja irgendwie darin noch die Lebendigkeit des Baumes erahnen, aus dem es entstanden war. Zärtlich strich sie über die Oberfläche und wischte den Staub davon ab.
    
    Wenn man die richtige Form schuf, könnte Kitja damit ersetzen, was ihr fehlte? Die Idee schien gewagt. Doch sie entschied, dass sie es unbedingt versuchen wollte.
    
    „Du, Papa", sie bemühte sich, jede Aufregung oder Unsicherheit aus ihrer Stimme zu verbannen, „könntest du etwas für mich drechseln?"
    
    „Ja, sicher. Was willst du denn?"
    
    Kitja beschrieb ihm mit einigen Worten, wie sie sich das Endresultat vorstellte.
    
    „Hm? Einen Kegel meinst du? Zum Spielen."
    
    „Äh, ja. So etwas ähnliches."
    
    „Brauchst du dann nicht neun oder zehn davon? Und eine Kugel?"
    
    „Nein, nein. Ich habe da nur so eine Idee für ein neues Spiel und muss das erst mal ausprobieren. Es ist auch gar nicht so wichtig."
    
    „Doch, mein Liebes, du bist wichtig. Und wenn du dir etwas wünschst, möchte ich dir helfen."
    
    „Danke, Papa."
    
    Kitja floh beinahe aus der Werkstatt. Vor Peinlichkeit schlug ihr das Herz bis zum Hals. Zum Glück hatte ihr Vater nicht darauf bestanden, dass sie das Spiel, das sie im Kopf ...
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