1. Kitja 03: Neue Erfindungen


    Datum: 09.10.2017, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie

    ... versteckt hatte, hervor. Erst als ihre Hände den darin eingewickelten schweren Beutel mit den harten Münzen ertasteten, beruhigte sie sich. Also war zumindest dies kein Teil ihres Traums gewesen. Sie schob den Geldbeutel unter ihre Matratze und krabbelte wieder ins Bett, wo sie sofort einschlief.
    
    Nun, nachdem sie endgültig aufgewacht war und sich ihre Erinnerungslücken schlossen, fing sie an, einige Zusammenhänge zu begreifen. Und sie verstand, womit Elena den Lebensunterhalt verdiente, obwohl sie die Schnitzereien ihres Mannes nicht verkaufen konnte. Ob sie, Kitja dies auch tun könnte?
    
    Sicherlich widersprach es jeder Erziehung und jedem Anstand, den sie gelernt hatte. Aber es war wirklich schön und angenehm gewesen. Nun, fast die ganze Zeit über angenehm. Der Gedanke, dass all diese Männer dabei zugesehen hatten, war ihr mehr als peinlich und am liebsten würde sie diesen Teil einfach vergessen.
    
    Andererseits wusste sie noch immer nicht, woher sie den Mut genommen hatte, sich auf Gero einzulassen, beziehungsweise warum sie ihre Selbstbeherrschung verloren und nicht „nein" gesagt hatte. Möglicherweise hatte es etwas mit dem Apfelmost zu tun. Ob es auch soweit gekommen wäre, wenn sie weniger getrunken hätte? Irgendwie hatte sie den Eindruck, dass es ebenso an dem schäumenden Getränk, wie auch an der einnehmenden, lustigen, vertrauenserweckenden Art gelegen hatte, mit der Gero sich um sie gekümmert hatte.
    
    Vermutlich war dies eine ähnliche Beziehung, wie sie zwischen ...
    ... Elena und Sven bestand. Dies brachte Kitja dazu, die Stirn zu runzeln. Hatte Elena nicht gesagt, dass sie das Gleiche auch mit anderen Männern tun musste, um ausreichend Geld zu verdienen? Diese Vorstellung schien Kitja gar nicht mehr verlockend. Plötzlich fröstelte sie.
    
    Hastig zog sie den Beutel unter ihrer Matratze hervor, schleppte sich zu ihrer großen Truhe und versteckte ihn tief unter ihrer Wäsche. Danach krabbelte sie zurück unter die warme Bettdecke. Noch einmal dämmerte sie weg.
    
    Als sie das nächste Mal zu sich kam, war es stockdunkle Nacht. Auf dem Kästchen neben ihrem Bett stand ein kleiner Drahtkäfig, in dem ein paar Glühwürmchen herumschwirrten. So etwas stellte man kleinen Kindern ins Zimmer, wenn sie Angst vor der Dunkelheit hatten. Vermutlich hatte ihre Mutter das Nachtlicht aus der Abstellkammer geholt. Anstatt sich darüber zu ärgern, wallte ein warmes Gefühl der Dankbarkeit in Kitja auf.
    
    In dem schwachen Dämmerlicht erkannte sie einen Becher und einen Krug sowie einen Teller mit Haferkeksen. Ihr wurde bewusst, dass sie fast verdurstet war. Nachdem sie ausgiebig getrunken hatte, kam auch ein wenig Appetit und sie knabberte an den Keksen.
    
    Als sie satt war, legte sie den Kopf wieder aufs Kissen. Der Schlaf wollte aber nicht mehr zurückkommen. Grübelnd drehte sie sich hin und her, bis das erste Tageslicht durch die Ritzen der geschlossenen Fensterläden schimmerte und ein Hahn krähte.
    
    Als ihre Eltern in die Küche kamen, hatte Kitja bereits das Feuer ...
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