Ausweglos - Teil 1
Datum: 21.09.2018,
Kategorien:
Macht / Ohnmacht
... anbieten möchtest, stehen oben Zimmer bereit. Kannst Du für 50 DM die Stunde mieten. Noch Fragen?“ Fassungslos stand ich da. Meine Finger spielten nervös mit einem Mantelknopf. „Ich, ich also so genau ….“Zu mehr kam ich nicht, denn wieder wurde mir das Wort abgeschnitten. „Das Lehrvideo ist umsonst, 10 Übungsstunden mit Irina ebenfalls, die ersten morgen, am Dienstag.“ Überrumpelt nickte ich. „Du wirst Deine Kolleginnen noch kennenlernen. Eine strikte Vorgabe: Du erscheinst hier zu den vertraglich vereinbarten Zeiten. Erscheinst du nicht, bekommst Du kein Geld – Logisch? Und zusätzlich,“ sein Gesicht wurde fratzenhaft, „erstattest du uns das Dreifache Deines Stundensatzes. Es sei denn, Du beschaffst Ersatz. Alles in allem kannst Du mit gut 1.000 DM die Woche rechnen, kannst das aber durchaus verdoppeln. Alles klar?!“ Erst ein mehrmaliges Räuspern machte meine Stimme frei. „“Nun ja ich …“ „Gut, unterschreib hier!“ Ungeduldig zeigte sein manikürter Finger auf die gepunktete Unterschriftslinie, auf der auf mir unverständliche Weise meine zitternde Hand meinen Namenszug setzte. Der Rest hämmert immer als Ausgeburt des Bösen in meinen Träumen – Das Frage- und Antwortspiel, welches für mich nicht den Ansatz eines Spiels hatte und das ich wohl nur absolvierte, weil ich wusste, dass auch Anja es durchlaufen hatte.
„Name“ – „Nina Meyer“
„Geburtsdatum“ – „01.04.1972“
Und so ging es unendlich weiter. Irgendwie wie beim Abschluss einer Lebensversicherung. Kein Geheimnis durfte ...
... verborgen bleiben. Wiederholt wollte ich dem ein Ende machen, was aber stets dazu führte dass mich der Typ, Mike hieß er, kühl auf die Möglichkeit hinwies, das Etablissement augenblicklich zu verlassen: Natürlich ohne zweite Chance. Und es gab nichts, was ich in diesen unerträglich langen beschämenden Minuten lieber getan hätte. Und ich hätte es getan. Aber die Schulden, mir fehlte das Geld für das Nötigste und andere zu fragen, vielleicht sogar Anja, war keine Option. Ich ertrug es also, antwortete. Wahrheitsgemäß. Alles was ich sagte, notierte er feinsäuberlich auf seinem Formular. Ich bemerkte, dass er bestimmte Dinge nur abhakte, bei anderen Punkten aber Notizen vornahm. Dann eine der letzten Fragen, die mir noch heute in den Ohren hallen:
„Beruf der Mutter“ – „Das geht Sie nichts an.“
„Beruf der Mutter“ – „Ich sagte doch eben …“ – „Dann Verschwinde!“ – „Nein aber ….“
„Beruf der Mutter“ – „Pionierleiterin“
Brüllendes Lachen. „Du hast den Vertrag. Sei morgen Abend wieder hier. Dann beginnt Deine erste Unterweisung. Alles weitere dann auch morgen. Uns sieh dir bis dahin das Trainingsvideo an. Wenn es sein muss zehnmal. Klar?“ Nickend, froh, den eisigen Raum zu verlassen, ging ich. Draußen schon von Anja erwartet. Das hat ja gedauert. Alles in Ordnung fragte sie unerwartet fürsorglich, offensichtlich betroffen von meiner Gesichtsfarbe die in perfekter Weise mit den Wandfarben des Aufnahmeraumes korrespondierte.
Der Rest war in den Alpträumen die mich nachts ...