1. Heißer Herbst 10 - Elf Zentimeter oder gar vierzeh


    Datum: 05.08.2018, Kategorien: Humor

    ... kaum dort angekommen, in den Zug nach Hamburg steigen würden, darüber hatten sie Stillschweigen vereinbart, denn das würde nur Fragen über Fragen hervorrufen und – schröckliche Vorstellung! – womöglich auch noch die ferne Verwandtschaft ins Spiel bringen. ‚Ach, Sabine, wenn du schon mal da bist, könntest du ja bei Tante Ingrid vorbeischauen. Die freut sich sicher und dann kann sie dir auch alles zeigen …‘, hörte sie schon ihren Papa sagen. Ne, Lüneburg - und alles andere war Geheimsache.
    
    Irgendwo in Hamburg, am besten wohl direkt im Einkaufszentrum Mannomann, auf das sich die drei unternehmungslustigen Jungschlampen geeinigt hatten, vermutlich in den Toiletten, musste sie sich aber umziehen, denn die Aufgabe besagte ja, dass sie mit Minirock und nichts drunter, zumindest ohne Höschen, mindestens vier Stunden dort verweilen musste. Nicht in den Toiletten, sondern im Kaufhaus und zu allem Überfluss mussten auch mindestens drei Erwachsene diesen Umstand zur Kenntnis nehmen. Das war schon etwas hart. Sabine grinste, wenn sie an ‚hart‘ dachte und gleichzeitig an Bruno. Der sollte lieber nichts von der geplanten Aktion erfahren.
    
    Susi hatte erwähnt, dass sie sich ein heißes Outfit von ihrer Tante Babs borgen wollte. Und wenn Susi ‚heiß‘ sagte, dann meinte sie damit sicher ‚sehr heiß‘. Sabine grübelte nun, wie sie ihrer Freundin Paroli bieten konnte. Der eigene Kleiderschrank gab nichts her, in Manuelas Sachen passte sie ganz sicher nicht rein, aber da das Wiechert’sche Haus ...
    ... bis auf sie selber leer war und es auch noch geraume Zeit bleiben würde, stöberte sie in Mutters Kleiderschrank. Leider vergebens. Da fiel ihr ein, dass Mama Wiechert im letzten Sommer ein paar Tonnen Kleider ausgemustert und im Keller zwischengelagert hatte. Die sollten zur Altkleidersammlung, aber bis jetzt hatte sich niemand gefunden, der das auch durchgeführt hätte. Nach Sabines Erinnerung hatte ihre Mom hin und wieder geseufzt: „Das kann ich nicht mehr tragen, ich bin ja eine anständige Frau!“
    
    ‚Aber ich kann, und ich werde!‘, dachte Sabine unternehmungslustig und stieg die Treppen hinunter. Bald wurde sie fündig. Drei große Kartons waren es. Einen nach dem anderen räumte sie aus und wieder ein. Übrig blieben ein paar scharfe Sachen, in denen sich Sabine ihre Mutter eigentlich nicht so recht vorstellen konnte. Energisch packte sie alle in einen großen Müllsack, schleppte die Beute in ihr Dachkämmerlein und verbrachte die nächste Stunde damit, alles anzuprobieren. Leise schlich sich der Gedanke ein, dass der Raubzug im Keller nicht für immer unentdeckt bleiben würde, aber hergeben wollte sie nichts mehr von ihrem Schatz. Zu geil sah das Zeug aus, glücklicherweise zu einem großen Teil bügelfrei. Da war ihre Mutter ziemlich praktisch eingestellt. Vielleicht war sie auch kein Fan von Hausarbeit gewesen? Jedenfalls war Frau Wiechert ein wenig kleiner als ihre Tochter, weswegen die Kleider an Sabine noch kürzer erschienen.
    
    Nach einigem Hin und Her entschied sie sich für ein ...
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