1. Silvis Wuensche 02: Fadime


    Datum: 04.10.2017, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie

    ... Nein, ich habe nie... also überhaupt."
    
    Ihre Ohren erglühten hellrot und sie sah betreten zu Boden.
    
    „Das ist doch nichts Schlimmes", Silvi legte beruhigend eine Hand auf ihre schwarze Lockenpracht, „du brauchst dich deswegen nicht zu schämen. Im Gegenteil. Es ist bewundernswert, wenn man auf den richtigen Menschen wartet, um mit ihm das erste Mal zu erleben."
    
    Hoffnungsvoll sah Fadime auf.
    
    „Willst du dieser Mensch für mich sein?"
    
    Dann besann sie sich und fügte schnell hinzu: „Halt! Antworte noch nicht. Ich möchte sicher sein, dass du aus freiem Willen entscheidest."
    
    Sie stand auf und suchte mit ihren Augen die Umgebung ab.
    
    „Suchst du mich?", rief die Fee vom Baum herab, „hier bin ich. Hier oben."
    
    Sie erhob sich von dem Ast und schwirrte hinab, bis sie auf Kopfhöhe der beiden Frauen schwebte. Fadime nahm irritiert wahr, dass das Kleid der winzigen Gestalt verrutscht war und eine ihrer mädchenhaften Brüste entblößte. Dann fiel ihr auf, dass sie selbst halbnackt war. Hastig verschränkte sie die Arme vor der Brust.
    
    „Liebe Fee", begann sie, „kann ich meinen ersten Wunsch zurücknehmen?"
    
    Die Kleine verzog den Mund, als habe sie in etwas Bitteres gebissen.
    
    „Nein, tut mir leid. Das geht nicht. Wenn ein Wunsch einmal erfüllt wurde, ist er unumkehrbar."
    
    „Auch nicht durch einen anderen Wunsch?", hakte Fadime nach.
    
    Die Fee überlegte kurz.
    
    „Ich denke, dagegen gibt es keine Regel. Das sollte funktionieren."
    
    „Gut", Fadime sah entschlossen aus, „Ich ...
    ... wünsche mir, dass du meinen ersten Wunsch rückgängig machst."
    
    Die Fee zeigte äußerlich keine Regung. Schon vor langer Zeit hatte sie aufgehört, sich über die Wünsche der Sterblichen zu wundern. Sie verschwendeten ihr Glück für Belanglosigkeiten oder opferten einmalige Chancen durch Kurzsichtigkeit. Grazil schwenkte sie ihren Zauberstab.
    
    Klingelingeling
    
    Silvi schwankte kurz und schüttelte den Kopf, als sei sie benommen gewesen. Sie fasste sich schneller als beim ersten Mal. Mit ernstem Blick musterte sie die dunkelhaarige Schönheit vor sich.
    
    „Erinnerst du dich an alles?", fragte Fadime unsicher.
    
    „Ja, an jedes Wort und an alles, was du getan hast."
    
    Die jüngere sah verschämt zu Boden. Silvi trat nah an sie heran, legte leicht ihre Finger unter ihr Kinn und hob ihr Gesicht an, bis sie sich in die Augen schauen konnten.
    
    „Ich denke, ich weiß, was dein erster Wunsch war. Du hättest ihn nicht gebraucht. Es hätte genügt, mir zu sagen, was du empfindest. Auch ich mag dich sehr.
    
    Aber ich kann dich gut verstehen. Noch vor kurzem war ich genauso wie du. Ich wusste nicht, wozu ich fähig war, und ich war viel zu schüchtern, um auszudrücken, was ich wollte. Manchmal braucht es einen besonderen Anstoß von außen, um zu erkennen, wer man ist und was man möchte. Aber dann bekam ich meine Chance."
    
    Silvi suchte kurz Blickkontakt mit der Fee, der sie dankbar zunickte, ehe sie weitersprach.
    
    „Zuletzt hattest du mich etwas gefragt."
    
    „M-hm."
    
    „Du fragtest mich, ob ich ...
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