1. HomoLepus 02


    Datum: 02.08.2018, Kategorien: Romane und Kurzromane,

    ... mich. Gut, für den Hasen um mich herum, aber ich war ja auch ein Teil von ihm. Also so gesehen auch direkt davon betroffen. Ohne mich keinen Hasen.
    
    Während sie so leise mit dem Kopf sprach, begann sie auch ihn zu bürsten. Nur ganz langsam und zart, das konnte ich an meinem Kopf spüren, denn er wurde nur mit wenig Druck in die verschiedenen Richtungen geschoben, was dann wiederum gut auszuhalten war.
    
    Ich weiß nicht, was sie mit dem Fell machte, aber mehr als einmal begann sie zu lachen und bürstete dann das Fell anders. Vielleicht schaffte sie es aus dem Fell einen Irokesen zu formen oder Ähnlichem, dann hätte sogar ich gelacht, wenn ich es gesehen hätte, aber da kein Spiegel im Raum war, blieb es bei der Vorstellung.
    
    Irgendwann war sie dann aber doch fertig und mit ihrem Werk einverstanden, denn sie sah dem Kopf etwas länger und unbewegt in die Augen, beugte sich dann vor und gab der Nasenspitze einen Kuss. Ihre Beine lösten sich und sie stieg von mir herunter.
    
    Eine Weile stand sie vor mir und betrachtete ihr Werk, beugte sich noch einmal vor und strich fast nur noch gehaucht mit der Bürste über den Fellschopf. Dann war sie anscheinend zufrieden und stand wie angewurzelt vor mir. Als ich dann meinen Kopf und damit den Kunstkopf zugleich etwas anhob, konnte ich ihr wieder ins Gesicht sehen und sah ihre Augen in einem seltsamen Glanz leuchten. Anders kann ich es nicht beschreiben. Sie sah so verträumt und zugleich verspielt aus, ganz als wenn sie ein kleines ...
    ... Mädchen wäre, welches zu Weihnachten oder zum Geburtstag eine neue Puppe bekommen hätte. Nur passte ihr weiteres Outfit nicht dazu.
    
    Wohl zwei Minuten später löste sie sich aus dieser Verzückung und streckte ihre Arme in meine Richtung aus. Ich wiederum hob meine Vorderpfoten, gab sie in ihre Hand und zog mich vom Hocker hoch.
    
    Als ich dann stand, umrundete sich mich und nahm den Hocker weg um ihn in den Nebenraum zu tragen. Kaum war das geschehen, stand sie wieder vor mir und gab mir plötzlich einen Stoß, der mich nach hinten taumeln ließ. Ich hatte es nicht kommen sehen und verlor das Gleichgewicht. Da ich aber wusste das hinter mir ein Berg von Kissen war. Ich ließ mich fallen, während ich ihr helles, fast kindliches Lachen hörte. Vielleicht sah es einfach nur komisch aus wie ich, alle viere von mir gestreckt in die Kissen plumpste, oder sie freute sich über die Überraschung, die sie mir zukommen lassen hatte. Keine Ahnung, aber es schien für sie lustig zu sein.
    
    Kaum lag ich auf der weichen Unterlage, schon stand sie vor mir zwischen meinen von mir gestreckten Beinen und drehte sich um. Jetzt stand sie mit dem Rücken zu mir und ich betrachtete sie mir wohlwollen von hinten. Auch hier war alles am rechten Platz. Straff die Waden und Schenkel, fest der Apfelpo, auslaufend in die schmale Taille bis hinauf geschwungen zum Oberkörper. Dabei hatte sie die Figur eines Streichinstruments, einer zierlichen Violine.
    
    Doch sie blieb nicht so stehen, sondern kam in die Hocke und ...
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