Das Fenster
Datum: 21.07.2018,
Kategorien:
Verführung
... glaube ich. Wir haben es uns nie eingestanden, es dem anderen anvertraut.
Er tat uns nicht gut, jener tiefe Blick, während ich in sie eindrang und Carmen in flüsterndem, mir unverständlichem Spanisch, ein Zugeständnis machte. So klang dieser Blick für mich.
Tiefste Liebe gibt sich wortlos, sobald man sie fühlt. Ich tröste mich mit dieser Erkenntnis, gestehe sie mir zu, ohne es genau zu wissen.
Carmen hauchte nun zunehmend, legte ihre Arme besitzergreifend um meinen Hals, zog dabei ihre Beine an und legte ihre Schenkel so weit sie konnte auseinander. Ich nahm Carmen so tief ich konnte, gab ihr alles was ich für sie war.
*
Das dunkelblaue Meer schwappt gemächlich gegen den felsigen Grund der Hafenmole oder leckt sich an den hölzernen Pfeilern des schmalen Stegs hinauf, an dem Fischerboote im sanften Wellengang auf und ab wippen. Müde, angeleinte Hunde. Fischer bringen ihren allmorgendlichen Fang an Land, stapeln ihn in Holzkisten auf die Mole und verkaufen ihn an Markthändler, oder direkt an die Restaurants. Es herrscht ein geschäftiges rumoren, lautmalerisches gestikulieren und ...
... prüfendes betrachten. Jeder versucht auf seine Weise einen guten Fang zu machen.
In Gedanken sehe ich Carmen aus der Ferne dabei zu, wie sie einen prüfenden Blick auf die auf Eis gebetteten Fische wirft, deren schleimig schuppige Haut sich unter der gleißenden Sonne in schimmerndes Perlmutt verwandelt.
Fast jedes Jahr verbringe ich alleine den Urlaub hier, jogge tantrisch um die Bucht, genieße diesen malerischen Ort, den überschwänglichen Markt, die mittäglich schlafende Mole mit den schaukelnden Fischerbooten, das glasklare Farbenspiel des Atlantiks; Gefühle, welche ich in dieser sorgenfreien Zeit in Urlaubsfotos zu konservieren suche, ebenso in meinen Worten.
Carmens gedankliche Anwesenheit verwandelte meine Wahrnehmung in eine impressionistische Stimmung. Es wird Zeit für einen Kaffee.
Sich an die Hand nehmen bedeutet Vertrautheit. Das wussten wir beide. Wer die Hand des anderen nimmt, gehört ihm, so mussten wir es verstehen und so blieb zwischen uns eine geliebte, aber dennoch erzwungene Distanz.
Jene vom Betrachter unerreichte Intimität zwischen Leinwand und Maler während eines Aktes.