1. Juliana und die Piraten II


    Datum: 06.07.2018, Kategorien: Macht / Ohnmacht

    Die Männer auf der \"Adrienne\" lungern herum. Einige haben sich nach der Kaperung der \"Mary of Windsor\", nachdem deren Ladung auf die Adrienne verbracht worden war, zu ihren Schlafplätzen zurückbegeben, offenbar um die durch den Überfall jäh abgebrochene Nachtruhe nachzuholen. Die Beute bleibt kreuz und quer auf dem offenen Deck liegen. Und dem Kapitän scheint all dies nichts auszumachen. Im Moment scheint sich niemand für Juliana zu interessieren. Barbara, die rothaarige Norddeutsche, hat ihr gesagt, sie dürfe sich auf dem Schiff frei bewegen. Lediglich die Kapitänskajüte habe sie nur auf Aufforderung des Kapitäns hin zu betreten. So geht Juliana nun auf Entdeckungstour. Im Vorderdeck finden sich zwei große Kajüten mit Schlafplätzen für die Männer. Diese betritt Juliana selbstredend nicht, sondern sie begibt sich sogleich über die schmale Leiter in der Mitte des Decks nach unten in den Bauch des Schiffes. Neben viel Lagerraum liegen im vorderen Teil nochmals zwei Kajüten mit Schlafplätzen. Dies jedoch merkt Juliana zu spät und betritt nichts ahnend eine solche, was lautstarke Proteste auslöst. Zwei Matrosen stehen gerade unbekleidet vor ihren Seemannskisten. Juliana blickt die beiden starken Kerle zunächst interessiert an, guckt dann aber brav beschämt zur Seite, stammelt eine Entschuldigung, dreht sich um und will die Kajüte rasch verlassen. Ein anderer Pirat versperrt ihr den Weg, grinst und meint, solch hübsche Gäste hätten sie nicht jeden Tag in ihrer guten Stube, ...
    ... und ob sie \"ein lustiges Spiel spielen\" wolle. Juliana weiß nicht, was \"spielen\" bedeutet, nur dass sie im Moment kaum auf solches erpicht ist.
    
    Es kommen Erinnerungen hoch: Vor sechs Jahren, als sie siebzehn war, führte sie nach einem Ausritt ihr Pferd zurück in den Stall. Erst nachdem sie dieses versorgt hatte, hörte sie ein leises Knacken von Stroh zwei Kojen weiter. Als sie nachguckte, wer sich auch noch im Stall aufhielt, erblickte sie den knapp 20-jährigen Stallknecht. Offenbar hatte er sich gerade entkleidet, hörte Juliana und ihr Pferd näher kommen und flüchtete in eine leere Koje. Nacktheit war in Julianas Elternhaus verpönt, mit Scham verbunden und, selbst was das wöchentliche Bad anbelangt, hinter verschlossene Türen verbannt. Abgesehen von Kleinkindern hatte Juliana bislang selten unbekleidete Menschen zu Gesicht bekommen, und dann nur zufällig und aus Entfernung. Nun stand also ein nackter Mann nur zwei Meter und damit unübersehbar vor ihr. Und sie sah erstmals, wie ein männliches Attribut innert eines Augenblicks Grösse entwickeln kann, obwohl der Stallbursche rasch die linke Hand vor seinen Unterleib presste. Die Situation war für beide peinlich, doch Juliana blieb wie angegossen stehen und konnte den Blick nicht vom Burschen abwenden, bis dieser schliesslich genervt hervorpresste: Verschwinde endlich! Eine Woche später begab sich Juliana wieder in den Stall, weil sie ausreiten wollte. Die kurze Episode mit dem Stallburschen hatte sie nicht vergessen, und ...
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