1. Der Bußbescheid


    Datum: 02.06.2018, Kategorien: Macht / Ohnmacht

    ... Augenbrauen mißmutig hoch und fragt sie mit zynischem Unterton: "Warum so stürmisch, junge Dame? Können Sie nicht anklopfen?"
    
    "Äh ... Entschuldigung ... Ich hab mich wohl in der Tür geirrt. Ich will zu Herrn Massauer!", stammelt Heidi verlegen und will auf dem Absatz umdrehen.
    
    "Halt, halt! Nicht so eilig!", entgegnet der junge Mann. "Da sind Sie schon richtig hier. Herr Massauer ist für drei Wochen auf Kur. Ich bin sein Vertreter." Unverständlich nuschelt er noch ein paar Worte, die wohl seinen Namen und Amtstitel beinhalten.
    
    "Na, gut!", findet sich Heidi damit ab, heute eben dem Schnösel ihren Fall erklären zu müssen. "Ich habe einen Bußbescheid erhalten", beginnt sie ganz sachlich.
    
    "So, so", lächelt der Vertreter. "Einen Bußbescheid. Aktenzeichen?" Er tippt routiniert ein paar Daten in seinen Computer ein.
    
    Heidi kramt hektisch in ihrem Rucksack, findet endlich das Schreiben im Chaos ihrer persönlichen Sachen und streckt dem jungen Mann das hellgraue Kuvert entgegen.
    
    Der nimmt es, grinst noch einmal. "Das ist ja schon die Mahnung! Sie haben die geforderte Buße nicht rechtzeitig geleistet!"
    
    "Ich weiß, ich weiß ...", versucht es Heidi mit ihrem legendären Augenaufschlag. "Ich bin über Ostern auf Urlaub gewesen und ..."
    
    "Das sieht man Ihnen an!", bemerkt der Schnösel nonchalant. "Da Sie trotz Mahnung die Buße nicht geleistet haben, habe ich soeben eine Vollstreckungsankündigung erlassen!"
    
    "Oh nein! Können Sie mir da nicht doch noch ein ...
    ... wenig aus der Patsche helfen?", fragt die hübsche Studentin erwartungsvoll.
    
    "Helfen? Wir sind hier beim Ordnungsamt nicht bei der Fürsorge!", weist er ihr Anliegen so brüsk zurück als hätte sie ihn soeben schwer beleidigt.
    
    "Kann man denn da gar nichts machen?", bettelt Heidi mit zuckersüßer Stimme. "Ich bin ja hier und bereit, die Buße zu leisten!" Sie denkt an Massauer und wie sie ihn immer ganz leicht rumgekriegt hat.
    
    "Na, dann machen Sie sich mal frei!", kommt der scharfe Befehl.
    
    Heidi glaubt, sich verhört zu haben. "Wie bitte?", erwidert sie erstaunt.
    
    "Sie haben ganz gut verstanden. Sie sollen sich frei machen und dann auf den Polstersessel hier knien. Ich werde sie festschnallen und die Buße vollziehen!"
    
    "Ich glaube, ich bin hier im falschen Film!", ist Heidi empört. "Was soll das?"
    
    "Sie haben doch den Bußbescheid erhalten. Wegen einer Verkehrsordnungswidrigkeit erhalten sie 10 Peitschenhiebe auf den nackten Hintern. Wegen verspäteten Erscheinens gibt es noch 2 Hiebe drauf, wie Sie der Mahnung entnehmen können. Sollten Sie sich weigern, werden sie von den Sicherheitsorganen zwangsweise vorgeführt und die erhöhte Strafe von dann 20 Hieben wird nächsten Samstag öffentlich am Hauptplatz vollzogen!" Der Schnösel schaut sie jetzt richtig streng an. Seine kurzen schwarzen zurückgekämmten Haare schimmern im Licht der ins Büro hereinscheinenden Mittagssonne mit seinen polierten Maßschuhen um die Wette. Er reicht ihr mit großer Geste das Kuvert über den ...