1. Der Bußbescheid


    Datum: 02.06.2018, Kategorien: Macht / Ohnmacht

    Heidi ist lebenslustig, frech und unbekümmert wie es viele Studentinnen in ihrem Alter sind. Vorschriften nimmt sie nicht so genau. Was kann ihr schon passieren? Die meisten Männer, wie insbesondere Professoren, Polizisten, Richter und andere Autoritätspersonen, erliegen in aller Regel sehr schnell ihrem jugendlichen Charme. Das macht das Leben leichter! Flirts, Affären und wilder Sex bilden ohnehin ihren bevorzugten Zeitvertreib.
    
    Ihr kleines rotes Auto parkt Heidi schon mal vorschriftswidrig im absoluten Halteverbot oder auf dem Gehsteig vor ihrem Wohnhaus. Ist doch einfach praktischer, wenn sie viel zu schleppen hat. Falls sie dann abgemahnt wird, schaut sie ganz lieb und kommt mit einer kostenlosen Verwarnung davon. Bußgeldbescheide regelt sie immer persönlich mit dem Verkehrsüberwachungs- und Ordnungsdienst. Der nette Beamte dort kennt sie bereits gut und hat ihren weiblichen Waffen in der Regel nichts entgegenzusetzen.
    
    So denkt sie sich auch nichts, als sie wieder einmal ein hellgraues Kuvert vom Stadtamt in ihrem Postkasten findet. Achtlos überfliegt sie den im üblichen Amtsdeutsch verfaßten Schrieb. Wegen einer Verkehrsordnungswidrigkeit ist ein Bußbescheid erlassen worden. "Ach, die können mich mal! Jetzt fahr ich erst mal in Osterurlaub in den sonnigen Süden. Das hat schon noch bis nachher Zeit."
    
    Über Ostern vergißt Heidi die banale Sache natürlich völlig. Da flattert ein paar Tage nach ihrer Rückkehr ein weiteres graues Kuvert ins Haus. "Mahnung" steht ...
    ... in großen schwarzen Lettern über dem Schriftstück. "Mist!", denkt Heidi. "Das hab ich in der strahlenden Sonne total verschwitzt. Aber der liebe Herr Massauer vom Ordnungsamt freut sich doch sicher ganz besonders, mich jetzt so fit und braungebrannt wiederzusehen!"
    
    Sie macht sich extra chic zurecht, mit tiefausgeschnittener weißer Seidenbluse, die ihr gebräuntes Dekolleté perfekt zur Geltung bringt, ultrakurzem dunklem Lederrock zur Betonung ihrer langen schlanken Beine und verboten sexy High Heels, auf die der Massauer besonders steht. Auf Unterwäsche verzichtet sie bei diesen frühlingshaften Temperaturen gerne. "So, los geht's!", feuert sie sich selbst an und macht sich auf den kurzen Weg ins Rathaus. Beinahe hätte sie die Mahnung vergessen! Sie läuft noch einmal zurück in die Wohnung und stopft die Mitteilung achtlos in ihren Rucksack.
    
    Mit großen Schritten hastet Heidi trotz der halsbrecherisch hohen Absätze die breite Stiege im Ordnungsamt hinauf. Sie blickt angespannt auf ihre kleine silberne Designeruhr, ein Geschenk eines wohlhabenden älteren Verehrers: 12 Uhr 25. "Gerade noch!", seufzt sie erleichtert. Das Amt schließt pünktlichst um 12 Uhr 30, wie sie aus leidvoller Erfahrung weiß.
    
    Ohne anzuklopfen stürmt die Studentin in das Büro. Zu ihrer Verwunderung sitzt dort aber nicht der brave Herr Massauer hinter dem Schreibtisch sondern ein großer, geschniegelter junger Mann im eleganten hellgrauen Dreiteiler. Er erhebt sich betont langsam, zieht die schmalen ...
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