1. Wahlverwandschaften Teil 02


    Datum: 25.05.2018, Kategorien: Transen

    ... sehen? Rational kann ich das nicht erklären. Aber ist das nötig?
    
    Sie kommt lächelnd auf mich zu. Als sie näher an mir dran ist, habe ich den Eindruck, als ob ihr BH unter der Bluse voller sei. Aber das ist vielleicht nur eine Sinnestäuschung, die sich aus meiner Anziehung an sie ergibt. Ohne Umschweife fordere ich sie auf, sich doch sofort auf den Bahnsteig mit mir in Richtung Düsseldorf zu begeben. In gewisser Hinsicht ist diese fordernde Haltung eigentlich nur Angabe, denn sobald sie auch nur zögern würde, täte ich alles um sie zu umschmeicheln. Meine bestimmende Art ist in dieser Hinsicht reine Selbstverteidigung, um mich nicht ganz der schwer zu widerstehenden Faszination dieses Wesens zu ergeben.
    
    In der S-Bahn setzen wir uns nebeneinander, Hand in Hand, und reden eigentlich nur wenig. Gleichzeitig fühle ich mich so vertraut mit ihr als ob wir uns schon Wochen kennen würden. Am Hauptbahnhof bestelle ich einfach eine Taxe, die uns zum Restaurant fährt. Chris ist überrascht, als sie erkennt, dass dieses ein indisches aber sehr feines Restaurant ist. Es tut mir gut, als sie mich mit einem respektvollen Blick anschaut. Dieser Blick wird noch respektvoller, als die Kellner im Restaurant mich höflich grüßen und uns zu einem hübschen Tisch geleiten.
    
    Ich habe meine Zeit vorher nicht vergeudet und die Speisekarte genau studiert. Ohne zu zögern, wähle ich das romantische Menü zu zweit. Es dauert keine Minute, und nach dem respektvollen ‚Namasté' des Kellners erhalten wir ...
    ... einen Willkommenscocktail. Ich stoße mit Chris an. Es ist ein Vergnügen, als das fünfgängige Menü gekonnt von den Kellnern serviert wird. Ich bin froh, dass die Wahl des Restaurants eine gute war. Es macht mir Spaß zu sehen, wie Chris das Essen genießt. Sie hat eine sinnliche Freude daran, die einzelnen Speisen auf ihrer Zunge zergehen zu lassen.
    
    Mit Bedauern gesteht sie, dass sie zwar in Indien geboren ist, aber nur wenige Erinnerungen daran hat. Das Essen bringt sie zum Reden. Sie mag gerne kochen. Das ist auch eine der wenigen Aktivitäten, die ihr Vater ebenso wie sie selber für gut befindet. Nach dem Nachtisch und zum Abschluss bestelle ich ein Glas Champagner für uns beide und die schönen, bunt glasierten Kräuter-und Gewürzperlen.
    
    Dann schlendere ich mit ihr in das verrückte Lokal hinüber, wo es viele exzentrische Persönlichkeiten gibt. Hier fallen wir nicht aus dem Rahmen. Es dauert keine fünf Minuten und wir sind schon am Tanzen. Wir landen an einem Tisch, wo sich schon zwei Paare unterhalten. Die sind schon eine Art Beweis für die These, dass sich Gegensätze anziehen. Das eine ältere Paar stammt aus der Finanzszene und das andere jüngere aus der Theater- und Filmszene, wie wir schnell erfahren.
    
    Die ‚Frau' des jüngeren Paares kenne ich schon von einer Feier Jahre vorher in Düsseldorf. ‚Jean' ist ein schwuler Maskenbildner, der ausgesprochen nett ist, aber auch einer mit dem Schalk im Nacken. Sein Kostüm lässt keinen Zweifel daran, was er ist. Der pinke Tüllrock ...
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