Wahlverwandschaften Teil 02
Datum: 25.05.2018,
Kategorien:
Transen
... eine neue Familie denken könnte. So alt sei sie ja noch gar nicht.
Ich antworte nicht, sondern führe sie nur in die nächste Drehung. Sie lässt sich leicht führen, aber sie ist nicht mehr ganz sicher in ihrer Sprache. Es ist deutlich erkennbar, dass sie leicht angetrunken ist. Das erklärt wohl auch, weshalb sie so offen redet und ohne Hemmung. Aus den Augenwinkeln beobachte ich Chris. Zuerst wirkt sie etwas gehemmt, aber jetzt tanzt sie wieder mit der Lebensfreude, die ich an ihr am letzten Donnerstag so bewundert habe. Es macht Spaß das zu sehen. Genau das wollte ich ihr gönnen: die Erfahrung, dass sie auch von anderen als Mädchen angenommen wird. Es liegen Welten zwischen Jean und ihr, aber das ist ja auch kein Wunder, denn die Intention ist natürlich auch eine völlig andere. Chris will ein Mädchen sein und sie ist es genetisch ja auch, während Jean genetisch ein Mann ist. Ich frage mich lieber nicht, was ich selber bin.
Ich wende mich wieder meiner Tanzpartnerin zu und überlege kurz, ob ich das wirklich sagen will, dann erwähne ich es doch, dass Jean Maskenbildner ist und sein Partner Sven Regisseur. Vielleicht können beide einmal Szenen aus ‚Ein Geschenk des Himmels - Vater der Braut' für sie beide inszenieren. Das könnte ja therapeutisch wertvoll sein. Sie schaut mich überrascht an. Berta kann eigentlich nicht viel älter als Silvia sein, aber mit ihrer schlanken Gestalt und ihrem ovalen Gesicht wirkt sie etwas älter.
Vielleicht weil sich feine Fältchen um ihre ...
... Augenwinkel abzeichnen. Ich führe uns wieder an den Tisch. Huberta bestellt spontan eine Runde edlen spanischen Sekt für uns vier am Tisch. Nach dem Sekt muss ich zunächst mal die hiesigen Örtlichkeiten aufsuchen Als ich wieder zurückkomme, da ist Huberta in ein Gespräch mit dem schrillen Paar verwickelt.
Ich klatsche Chris ab und schicke damit Max an den Tisch zurück. Für einen Moment blickt er so finster, als ob er wirklich ein Vampir wäre und nicht nur das Kostüm trägt. Chris schmiegt sich in meine Arme. Mir wird warm ums Herz. Ich ziehe sie an mich und wir tanzen weltvergessen.
Als wir eine Tisch zurückkommen, steht schon wieder eine Runde Cava auf dem Tisch. Nach dem Cocktail und den diversen anderen Getränken fühle ich mich inzwischen auch schon beschwipst. So allmählich muss ich mich zurückhalten, denn ich will ja noch Chris zurück nach Köln bringen. Dann beugt sich auf einmal Huberta zu mir rüber und flüstert mir ins Ohr, ob meine Partnerin und ich bereit wären jetzt gleich in eine Szene in Anlehnung an diesen Film einzusteigen. Es wäre eine fantastische Idee, um ihrem Partner Max etwas die Augen zu öffnen. Sie würde an eine Szene denken, wo Ehefrau und Tochter des „Vaters der Braut" tanzen, aber sichtbar schwanger sind.
Für einen Moment stelle ich mir vor, wie es hier wirken würde und wie es sich anfühlen würde, mit einer scheinbar schwangeren Chris und einer Huberta jeweils zu tanzen.
Sie beobachtet mich und erklärt, Jean wäre bereit sie selber und Chris ...