1. Das Amulett Teil 02


    Datum: 24.05.2018, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie

    ... Claudia widersprechen, aber Peter war schneller.
    
    "Gern!", antwortete er mit erleichtertem Gesichtsausdruck. „Wir können ja schlecht bei einem Hurrikan am Strand übernachten und Hunger haben wir! Liebes?", nun schaute er fragend auf Claudia.
    
    Die junge Frau nickte resignierend und stumm, in ihrem Kopf aber wirbelten die Gedanken durcheinander.
    
    Gemeinsam machten sich die drei auf den Weg zum Hause des haitianischen Priesters. Auf dem Weg dorthin schaute dieser immer wieder ganz offen auf Claudias Amulett, sodass selbst Peter dieser Blick nicht verborgen blieb. Gerade als der junge Mann nach dem Grund für die Neugier des Geistlichen fragen wollte, begann dieser von allein:
    
    "Entschuldigen sie meine Offenheit Ma'am, aber sie wissen schon, was sie da für ein seltenes und überaus wertvolles Schmuckstück tragen?"
    
    Wieder lief ein kalter, aber seltsamerweise nicht unangenehmer Schauer über Claudias Rücken.
    
    "Nein, Sir, mir ist weder die Herkunft noch die Bedeutung des Amulettes bekannt. Ich trage dieses Medaillon, weil es ein Geschenk meines Verlobten ist und ich es sehr liebe.", antwortete sie so sachlich wie möglich, immer bedacht, dem Fremden nicht in die Augen sehen zu müssen.
    
    "Nun", setzte dieser die Konversation fort, „Dann dürfte es sie vielleicht interessieren, dass sie das Sinnbild der haitianischen Göttin Ezili tragen.
    
    Gerade hier, in unserem Dorf wird sie noch immer sehr verehrt. Bis vor ungefähr 25 Jahren lebte hier sogar eine Hohepriesterin, die ...
    ... als Bokor, als schwarze Magierin, den Loas -- so nennen wir die Geister -- diente. Noch immer hoffen und warten hier viele auf ihre Wiedergeburt. Darf ich fragen, wann du geboren bist, meine Liebe?"
    
    Claudia schluckte hart und krächzte mehr als sie sprach: ‚Im Juli 1989.'
    
    "Welch' seltsamer Zufall...", bemerkte der Priester wie beiläufig. Ohne eine Erklärung war der Haitianer vom „sie" auf das vertrauliche „du" übergegangen.
    
    Peter hatte Claudias eiskalte Hand gegriffen und versuchte, mit einem seiner fast schon berüchtigten Scherze, die groteske Situation aufzulockern:
    
    "Schatz, dann wirst du doch wohl nicht die Dame sein, auf die man hier so sehnsüchtig wartet....hahaha!", feixte er unbeholfen.
    
    Ein stechender Blick des Priesters brachte ihn jedoch umgehend zum Schweigen.
    
    "Sorge dich nicht Peter, ein solches Amulett wird immer anzeigen, wenn es zu der Richtigen zurückgekehrt ist!", erklärte der Haitianer kalt.
    
    Und an Claudia gewand ging er fragte er jetzt: „Oder spürst du irgendwelche Veränderungen an dir, seit du diesen Anhänger trägst? Wärme auf der Haut? Träume? Gelüste?"
    
    Claudia schüttelte zitternd und wortlos den Kopf, konnte und wollte sich nicht erklären und musste alle Kraft aufbringen, um nicht in Tränen auszubrechen.
    
    Im Haus des Priesters angekommen führte dieser die beiden wortlos in die obere Etage und öffnete die Tür zu einem kleinen Raum. Er war schlicht, fast karg eingerichtet. Lediglich ein Bett, ein Schrank und eine schmale Kommode ...
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