1. Das Amulett Teil 02


    Datum: 24.05.2018, Kategorien: Sci-Fi & Phantasie

    Peter klopfte wieder vorsichtig an die schwere Holztür der kleinen Kapelle und diesmal wurde ihm fast umgehend geöffnet.
    
    Ein dunkelhäutiger Haitianer, groß und muskulös, mit schwarzen, feurigen Augen trat ihnen entgegen. Sein Haar war trotz der schwarzen Priesterkluft in ein farbiges Tuch gehüllt.
    
    Eine seltsam anmutende Kombination, die sich Peter damit erklärte, dass dieser Geistliche sein Amt wohl ausschließlich mit den Einwohnern dieser kleinen Insel teilte und auf diese Weise auch äußerlich einer von ihnen blieb.
    
    Claudia war bei seinem Anblick vor Schreck blass geworden. Zu ähnlich war er dem Mann, der ihr in der letzten Zeit so oft in ihren Lustträumen begegnet war.
    
    Nach einem kurzen Gruß in haitianischer Sprache fragte der Fremde freundlich, in akzentreichem Englisch: „Kann ich Ihnen helfen?"
    
    Claudia wurde beim Klang seiner Stimme heiß und kalt, während Peter sofort das Anliegen der beiden hervor sprudelte:
    
    „Ja, das will ich doch hoffen! Meine Verlobte Claudia und ich, wir wollen in ein paar Wochen heiraten. Ich bin übrigens Peter... Es soll hier auf Haiti sein, wir lieben die Insel und suchen nach einer kleinen, romantischen Kirche, in der wir uns das Ja-Wort geben können. Wäre es möglich, ihre Kapelle zu besichtigen und möglicherweise mit ihnen einen Termin für die Trauung auszumachen? Ich gehe doch davon aus, dass sie der Priester dieser Kirche sind..."
    
    Der Geistliche hatte wortlos zugehört und die beiden eingehend, mit stechendem Blick ...
    ... gemustert. Besonders lange blieb sein Blick an Claudias Amulett haften, welches im selben Augenblick wieder Hitze auf die Haut der nun ganz und gar nicht erregten jungen Frau ausstrahlte.
    
    Nun antwortete er langsam und bedächtig:
    
    "Nein, eigentlich untersteht diese Kirche Pfarrer Taylor, ein Geistlicher aus England, der aber schon über 20 Jahre hier lebt. Bedauerlicherweise musste er heute Mittag die Insel verlassen. Seine Mutter, sie lebt in der Nähe von London, hatte einen schweren Autounfall und man weiß derzeit nicht, ob sie diesen überleben wird. Ich gehe davon aus, dass er für einige Wochen wegbleiben wird, bis sich die Situation in seiner Familie normalisiert hat oder zumindest neu organisiert werden konnte. Also müssten Sie entweder mit mir vorlieb nehmen oder ihre Hochzeit soweit verschieben, bis Pfarrer Taylor wieder hier ist."
    
    Claudia stand jetzt das blanke Entsetzen im Gesicht. Niemals würde sie sich von diesem Mann trauen lassen können!
    
    Das wäre unmöglich!
    
    Wie sollte sie ihm ins Gesicht sehen ohne an ihre wilden, heißen Träume zu denken?
    
    Wie sollten ihre Gedanken bei Peter und ihrer Hochzeit sein, wenn sie sich Sorgen haben musste, dass sich unter ihrem Hochzeitskleid brodelnd die geile Hitze ihrer Lust ausbreiten würde, wenn sie an all die Szenen äußerster Lust denken musste, welche der Fremde ihr in all den wirren Traumbildern bescherte?
    
    Aber noch ehe sie sich Peter hätte erklären können, bat dieser erfreut den Priester, die Kirche jetzt besichtigen ...
«1234...14»