Verliebt in die Protagonistin - eigentlich
Datum: 22.04.2018,
Kategorien:
Sonstige,
Eigentlich wollte ich nicht mehr schreiben, hatte mein Ziel aus den Augen verloren. Beruhten bislang alle Geschichten auf Begebenheiten des weiteren und näheren Umfelds. Oftmals schmunzelte meine Frau, wusste sie trotz Änderung der Namen um wen es sich handelte. Meine Rechtschreibfehler korrigierte sie nicht, nicht weil sie es nicht könnte. Weil sie als Lehrkraft die Erfahrung gemacht hat, auch Legastheniker bekommen durch Übung, viel üben, vieles bewältigt.
Derzeit schreibe ich gleichzeitig an fünf verschiedenen Geschichten unterschiedlichster Machart. Allerdings sind es diesmal Fiktionen, mal eigenen Bildern, geistigen Zeichnungen, Gestalt zu verleihen. Eine Geschichte, geprägt von sensibel herausgekitzelter Sentimentalität, gepaart mit rauem und schmerzhaften Sex, ließ selbst meine Frau erröten.
"Entwickelst Du Dich jetzt zum Pornographen?", fragte sie mich zum Frühstück. "Bislang fühlte ich mich bei den geschilderten Szenen Deiner Untermalung immer wie in diesen herrlichen Liebesschnulzen. Aber diese gefesselte Frau kann ja nur einem Männerhirn entspringen."
Aber der Tonfall macht ja bekanntlich die Musik. Und diesen Unterton kannte ich noch aus unseren Anfängen, wenn sie die Eifersucht plagte, vor mehreren Jahrzehnten. Vielleicht hatte sie aber auch erkannt, ich hatte mich in meine Protagonistin verliebt. Auch wenn es nur eine Art Wunschtraum eines in die Jahre gekommenen Mannes war, gab es da einige Zeilen und Passagen, die mir nicht mehr aus dem Kopf gingen. ...
... Es war nicht nur geschrieben, sondern zelebriert. Ohne die für jedermann sichtbaren Äußerlichkeiten näher zu erwähnen, der Fantasie des einzelnen Raum gebend, hatte ich mich auf die Wesenszüge und die innen wohnenden Wünsche beschränkt. Ein Willkommen im Kopfkino.
Außer der Einteilung der Notwendigkeiten, ich machte mich für zwei Wochen auf Montage fertig, blieb es während des weiteren Frühstücks stumm. Kein Seitenhieb auf die Politik, keine unterschwelligen Foppereien. Selbst die Frage was ich denn gerne zu Pfingsten essen möchte, von Samstagabend bis Pfingstmontagmittag wäre ich ja Daheim, stellte sie nicht. Dafür konnte ich das Rattern ihrer Denkerstirn sehen und grinste, innerlich.
Erstens kommt es anders, als man meistens zweitens denkt. Samstagmittag hielt der Fahrer eines Kleinlasters wohl ein Schläfchen, der Kofferraum meines Audis wurde jedenfalls halbiert. Die Autobahnpolizei war rasend schnell, schon nach fünfundvierzig Minuten nahmen sie den Unfall auf. Eine weitere Stunde später war ich dann zur nächsten Werkstatt abgeschleppt worden, am Arsch der Welt. Die nächste Autovermietung war dreißig Kilometer entfernt, hätte schon geschlossen selbst wenn ich sofort ein Taxi bekommen hätte.
Ich rief zuhause an und der freundliche, von mir besprochene, Anrufbeantworter meldete sich. Aber auch auf Handy wäre der Teilnehmer derzeit nicht erreichbar, ich hasse die Sprachbox. Wenigstens meine Tochter erreichte ich, wünschte ihr ein schönes verlängertes Wochenende. Der ...