Fräulein Else
Datum: 18.04.2018,
Kategorien:
Voyeurismus / Exhibitionismus
... ›Bitte‹ sage ich, wenn sie auch einer Erpressung zum Verzweifeln ähnlich sieht. Aber ich bin kein Erpresser, ich bin nur ein Mensch, der mancherlei Erfahrungen gemacht hat, – unter andern die, daß alles auf der Welt seinen Preis hat und daß einer, der sein Geld verschenkt, wenn er in der Lage ist, einen Gegenwert dafür zu bekommen, ein ausgemachter Narr ist. Und – was ich mir diesmal kaufen will, Else, so viel es auch ist, Sie werden nicht ärmer dadurch, daß Sie es verkaufen. Und daß es ein Geheimnis bleiben würde zwischen Ihnen und mir, das schwöre ich Ihnen, Else, bei – bei all den Reizen, durch deren Enthüllung Sie mich beglücken würden.« – Wo hat er so reden gelernt? Es klingt wie aus einem Buch. – »Und ich schwöre Ihnen auch, daß ich – von der Situation keinen Gebrauch machen werde, der in unserem Vertrag nicht vorgesehen war. Nichts anderes verlange ich von Ihnen, als eine Viertelstunde dastehen dürfen in Andacht vor Ihrer Schönheit. Mein Zimmer liegt im gleichen Stockwerk wie das Ihre, Else, Nummer fünfundsechzig, leicht zu merken."
"Else überlegt, sich zu versteigern!", liest I. weiter:
"Paul, wenn du mir die dreißigtausend verschaffst, kannst du von mir haben, was du willst. Das ist ja schon wieder aus einem Roman. Die edle Tochter verkauft sich für den geliebten Vater, und hat am End' noch ein Vergnügen davon. Pfui Teufel! Nein, Paul, auch für dreißigtausend kannst du von mir nichts haben. Niemand. Aber für eine Million? – Für ein Palais? Für eine ...
... Perlenschnur? Wenn ich einmal heirate, werde ich es wahrscheinlich billiger tun. Ist es denn gar so schlimm? Die Fanny hat sich am Ende auch verkauft. Sie hat mir selber gesagt, daß sie sich vor ihrem Manne graust. Nun, wie wär's, Papa, wenn ich mich heute Abend versteigerte? Um dich vor dem Zuchthaus zu retten."
"Das macht mich heiß! Wie gerne würde ich mich versteigern lassen!", seufzt I.
"Wir könnten das Ganze ja einmal ausprobieren!", schlage ich vor. "Wir gehen in ein vornehmes Stadtcafé und ich erzähle den Gästen, daß Du dringend Geld brauchst, weil Dein Vater schwer krank ist und eine Operation in einer Spezialklinik benötigt. Die Anwesenden können bieten und der Gewinner darf Dich nackt sehen. Die Auktion beginnt bei € 1000."
I. ist begeistert: "Ja, das möchte ich tun! Das wird sehr aufregend!"
***
Samstag abends ist das Café im Grand Hotel immer gut besucht. Hier trifft sich die vornehme Gesellschaft der Stadt vor dem Konzert oder der Oper. Man nimmt einen kleinen Imbiß und trinkt ein Glas Champagner, um sich passend auf einen schönen Abend mit exquisitem Kunstgenuß einzustimmen.
Das Hotel ist das umgebaute Stadtpalais einer deutschen Fürstenfamilie im Ringstraßenstil und dementsprechend luxuriös ausgestattet: Kristallluster, Seidentapeten, echte Bilder in Goldrahmen, Marmortische, Damastservietten, edles Silberbesteck und geschliffene Kristallgläser.
Am Flügel spielt ein Pianist Schumanns Karneval. Ausgerechnet!
I. trägt ein kurzes tief dekolletiertes ...