1. Liebe Tod und Neuanfang 05


    Datum: 15.04.2018, Kategorien: Romane und Kurzromane,

    ... nicht an das, was kommen wird. Wir können es nicht aufhalten."
    
    Ein paar Wochen später lagen wir im Bett und ich küsste Silvia wie immer, bevor ich das Licht löschte. Ich kann es nicht erklären, aber es war anders. Aber ich konnte es mir nicht erklären.
    
    Irgendwann mitten in der Nacht wachte ich auf. Etwas war anders als sonst. Erst ein paar Sekunden später merkte ich, dass ich das Atmen von Silvia nicht mehr hören konnte. Sofort machte ich das Licht an und sah nach ihr.
    
    Sie lag mit offenen Augen da und hatte einen unheimlich friedlichen Ausdruck auf dem Gesicht. Doch ich wusste instinktiv das hinter diesem Ausdruck kein Leben mehr steckte. Trotzdem schüttelte ich sie, hatte aber keinen Erfolg mehr damit.
    
    Jetzt zeigte sich das die lange Vorbereitungszeit auf diesen Augenblick wirkte. Es war nur eine Frage der Zeit gewesen. Nicht ob, sondern nur wann hatte immer im Raum gestanden.
    
    Also stand ich so ruhig wie möglich auf und ging zum Telefon. Doch das sah nur nach außen hin so aus. In Wirklichkeit fühlte ich mich innerlich, als wenn es mich zerreißen würde.
    
    Ich rief den Notarzt an, obwohl ich wusste, dass er sein Blaulicht nicht mehr anmachen musste. Trotzdem kam er so bei mir an und ich ließ ihn ein. Dann untersuchte er Silvia und ich gab ihm die Unterlagen, die zeigten, was mit ihr los war. Er las sie durch und stellte dann den Totenschein aus.
    
    Eine Woche später ließ ich selber die Urne in das kleine Grab herunter. Ich hatte mir allerdings etwas von ihrer ...
    ... Asche in eine kleine gläserne Phiole abfüllen lassen. Es war nicht einfach, aber zum Schluss gelang es mir doch.
    
    So oft ich konnte kam ich an ihr Grab und pflegte gleichzeitig auch jene Stelle mit, die daneben so verwildert aussah. Auch hier schnitt ich das Gras, damit das von Silvia nicht mit in Leidenschaft gezogen wurde.
    
    Teil 13
    
    Die Wochen und Monate gingen durchs Land.
    
    Hatte ich immer gedacht, dass die Zeit alle Wunden heilte, wurde ich eines Besseren belehrt. Silvia hatte mir zwar immer wieder gesagt, dass wenn sie nicht mehr da wäre, ich nicht auf die Idee kommen sollte, keusch zu leben oder eine neue Liebe auszuschlagen, aber es funktionierte nicht.
    
    Ich verglich alle Frauen mit Silvia und keine konnte ihr auch nur im Geringsten das Wasser reichen. Keusch zu leben, hätte ich mir auch nie erträumt, aber es war fast so. Mehr als der unbefriedigende Gang zu einer käuflichen Dame war fast nicht drin. Eine emotionale Bindung war von meiner Seite nicht gewünscht und die bekam ich natürlich auch nicht von ihnen. Ich wäre ebenfalls nicht auf die Idee gekommen, mir eine neue Frau zu suchen. Ich registrierte sie nicht einmal, hätte es nicht bemerkt, wenn sich eine von ihnen für mich interessiert hätte.
    
    Etwas mehr als ein Jahr nach der verhängnisvollen Zeit entdeckte ich, auf dem Platz neben Silvia ein frisch ausgehobenes Loch. Also würde demnächst auch dort jemand beigesetzt werden.
    
    Als ich dann zwei Tage später wiederkam, war das Loch zu und es stand eine ...
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