1. Der Zeitleser


    Datum: 21.09.2017, Kategorien: Schamsituation

    ... Ich beschließe mir einen Überblick zu verschaffen und starte erst mal auf's Klo. Dummerweise hab ich die Fernsteuerung liegen gelassen, doch das bemerke ich erst, als ich schon fast an der Klotür bin, denn plötzlich brummt es in mir los. Nur ganz kurz, aber genug um meinen Fehler einzusehen. Ich gehe trotzdem hinein und nutze die Gelegenheit, mir den Vibrator, den du mir eingeschoben hast, in aller Ruhe zu betrachten während ich es laufen lasse. Ein niedliches Ding ist das. Er brummt noch zweimal kurz los während ich ihn noch in der Hand halte und ich verstehe, dass du mich zur Eile mahnst.
    
    Die Klositzung hat meine Gedanken wieder geordnet. Das geht mir immer so. Mein Spaß an dem Spiel ist eindeutig zurückgekehrt und ich bin mir sehr sicher, dass ich das durchziehen will. Klar, dass ich mir den Vib ordentlich wieder in die Pussy schiebe und darauf achte, dass der kleine Fortsatz schön am Kitzler anliegt. Während ich wieder zu unserem Tisch zurückkehre schaue ich mir die Leute in dem Café genau an. An einem Tisch in meinem Rücken entdecke ich ein offensichtlich lesbisches Päärchen, das ich sofort in die engere Wahl ziehe und im vorbeigehen sehe ich, dass der junge Mann mit Dackel, der neben dem Eingang alleine sitzt, einen erotischen Roman liest. Auch ein Kandidat. Doch dann fällt mein Blick auf die Zeit - diesmal von der anderen Seite - und ich sehe mir den Leser an. Ein mitt-30er mit gebauschtem rot-orangenem Seidentuch zum dunklen Anzug, gepflegte Fingernägel, dunkle ...
    ... Haare. Mann, sieht der gut aus! Zwischen ihm und seiner Zeit steht eine Tasse Espresso mit einer sicherlich längst kalt gewordenen Pfütze. Er liest den Feuilleton:„Endlich raus aus dem Versteck” lese ich als Schlagzeile. Darunter ein großformatiger Druck eines Schiele Bildes - zwei liegende Akte. Das ist mein Mann!
    
    Ich eile zurück zu unserem Tisch, schnappe mir die Fernsteuerung und bin mit wenigen Schritten wieder bei ihm. Mein Herz rast als ich ihn vorsichtig anspreche:„Entschuldigen Sie bitte, darf ich mich kurz zu ihnen setzen?” Er blickt auf, mustert mich kurz, bemerkt wohl meine offenherzige Gardarobe und lächelt. „Gerne, nehmen Sie Platz” Er rückt ein kleines Stück und legt die Zeitung zur Seite. Ich nutze die Gelegenheit um gleich ins Gespräch zu kommen und lüge, dass ich im Vorbeigehen den Schiele gesehen hätte und mich gefragt hätte, worum es in dem Artikel wohl ging. Leider nicht um Schiele, meint er, sondern um den „Fall Gurlitt”. Der Schiele sei nur ein Beispiel für die Bilder, die da in München entdeckt worden seien. Doch der Anfang ist gemacht. Wir unterhalten uns über Kunst im Allgemeinen und Schiele im Besonderen. Ich versuche das Gespräch auf Aktbilder zu lenken und er steigt bereitwillig darauf ein, bedauert, dass Bilder wie die „unverhüllte liegende Frau” heutzutage nicht mehr zeigbar seien. Das ist mein Stichwort, denn auch ich kenne und liebe dieses Bild.
    
    Ich räuspere mich ein wenig und versuche mein Unbehagen zu verbergen, dass ich langsam auf den ...
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