Weeslower Chroniken Teil 1 - Nadine - 1997
Datum: 24.03.2018,
Kategorien:
Kunst,
... dem Besuch, als sie vor dem Rathaus standen und die Räder aufschlossen, lobte Michael sie überschwänglich. „Du hast einen super Eindruck gemacht.“
„Du nicht.“
„Wieso?“
Seine offensichtliche Ahnungslosigkeit enttäuschte sie umso mehr. Sie hantierte konzentriert an ihrem Schloss. „Der hat mich anfangs behandelt wie ein Stück Fleisch. Merkst Du sowas gar nicht?“ Sie stieg auf und radelte ihm voraus.
Michael holte schnell auf. „Aber…“
Nun schaute sie ihn kurz böse an, bevor sie sich wieder der Straße zuwandte. „Das war das zweite Mal. Dieser Weber war ja noch schlimmer. Was für ein Chauvi! Und wie ihr dem alle in den Arsch gekrochen seid…“
„Aber Du…“ Doch er verschluckte den Rest des Satzes. Er ahnte, dass er alles nur schlimmer machen würde, wenn er sich die Worte nicht genau überlegte.
Ihrer Verärgerung hatte sie Luft gemacht, das tat gut. „Fahren wir jetzt zum See?“ fragte sie und klang dabei schon versöhnlicher.
„Gern.“
Sie fuhren etwa zehn Minuten lang zunächst über eine kaum befahrene Landstraße und eine kleinere Zufahrtsstraße zwischen Rapsfeldern, kleinen Aufforstungen und Heide hinaus zum See. Hier draußen ließ sie ihr Kleidchen wieder fröhlich flattern.
Am Eingangsgebäude hinter einem nicht asphaltierten Parkplatz stellten sie die Räder ab. Von einem See war noch nichts zu sehen.
Michael hatte als einer der Vereinsvorstände freien Eintritt, aber erfreut stellte Nadine fest, dass „FKK-Badende unter 25 Jahre“ sowieso frei hinein durften, ...
... worauf sie eine freundliche Dame hinter dem offenen Schalter anhand der Preistafel aufmerksam machte.
„Wir haben nichts dabei“, meinte sie zu ihm, als sie das Eingangsgatter durchquert hatten, „also, kein Handtuch, nichts.“
„Macht nichts. Ich denke, wir werden gar nicht viel herumliegen. Wir machen einen Rundgang, baden ein wenig. Abtrocknen müssen wir uns bei dem Wetter ja auch nicht.“ Michael knöpfte sein Hemd auf, stieg aus Schuhen und Hose. „Gib mir Dein Kleid und Deine Schuhe, ich verstaue alles hier drin.“ Er deutete auf eine Tür, auf der ´Personal´ geschrieben stand.
Sie zog sich aus und wartete nackt auf der Rückseite des Eingangsgebäudes auf ihn und las die Hinweisschilder. Links ging es zum „Oststrand / Südstrand - FKK“, rechts zum „Zentraler Nordstrand - Textil“. Außerdem gab es je eine Beach-Bar, Spielplätze, Beachvolleyballplätze, Duschräume, Erste Hilfe – Station, Kiosk und vieles mehr.
Eine Gruppe von Teenagern drängte sich an Nadine vorbei und strebte dem Nordstrand zu. Dann kam Michael, nun nackt wie sie, und nahm sie in dieselbe Richtung mit.
Sie wunderte sich. „Nicht zum FKK?“
„Doch, doch.“ meinte er nur und ging weiter.
Sie kamen über eine weite Rasenfläche, die in groberen, dann feineren Sand überging, zum See. Dieser war viel größer als Nadine es erwartet hatte. Das andere Ufer war gut einen Kilometer Luftlinie entfernt, schätzte sie. Es war später Vormittag, das Gelände füllte sich erst mit Gästen. Dort, wo sie den See erreichten, ...