1. Heißer Herbst 03 - Frühstück um zwölf


    Datum: 03.03.2018, Kategorien: Humor

    ... freien Eintritt versprach. Dort war er sicher auf der Suche nach dem weiblichen Geschlecht, was aber hier in Ovenbuch niemand merken sollte. Daher Kolzbach und daher der Bus. Denn schon in der ersten Woche hatte er Anschluss an eine Gruppe von Mopedfahrern gefunden. Mit seinem eher exotischen Gefährt, einer spanischen Derbi Senda, hatte er deren Interesse geweckt. Wäre er heute damit durch den Ort gedüst, hätte er das Freibad in Kolzbach nie ohne Begleitung erreicht, wenn überhaupt.
    
    Jetzt stand die Senda vor dem Haus und Sabine wusste, wo der Schlüssel lag. Der Rest war absehbar, denn Sabine hatte das Mopedfahren schon in Frankreich gelernt, wie manch anderes auch, was man in so einer Mädchengang halt lernt. Zum Beispiel, wie man sich unbemerkt davon macht. Leise schob sie die Maschine ein Stück die Straße hinauf, stülpte sich den Helm über, der am Lenker hing und ließ das Moped dann ohne Motor einige hundert Meter bergab rollen. Erst dann startete sie, fuhr auf Schleichpfaden durch die Wohnsiedlung und erreichte so gleich den Wald. Sie atmete auf. Abseits der öffentlichen Straßen fürchtete sie die Polizei nicht. Sie fühlte sich frei und kurvte kreuz und quer durch Wald und Heide. Auf einmal gelangte sie, angelockt von Motorenlärm, zu einer stillgelegten Kiesgrube, in der etwa ein halbes Dutzend Jugendliche mit ihren aufgemotzten Mopeds Motocross übten.
    
    Vorsichtig, wie ein witterndes Reh, fuhr Sabine näher heran und schaute zu. Große Könner waren eher nicht am Werk, ...
    ... aber es schien Spaß zu machen. Nur so ein Kleiner, ganz in schwarz, fegte wie der Teufel über den Parcours. Plötzlich schien er sie entdeckt zu haben, kam auf seiner KTM querfeldein herangefahren und umkreiste Sabine wie ein Hund, der eine neue ‚Bekanntschaft' macht. Schließlich blieb er neben Sabine stehen und zog am Gas.
    
    „Jirrrrrrrrommmtck-tck-tck-tck-grrrommmm!“
    
    „Prrrrauch-ch-ch-cht-t-ooorrrr-rrr-rrr!!“, antwortete die Senda.
    
    „Jiuorrrrrr-rrrmm-rummm-rummm!“
    
    Sabine sah sich die Figur näher an. Klein, zart, gut tailliert, unter dem Helm quollen schwarze Locken hervor. Auch ein Mädchen! Sofort kam die eingelernte Straßengangroutine in Fahrt. Revier abstecken, Hackordnung klären, Flagge zeigen! Der Lenker stieg. „Präääääännnnnn-jnnnn-jännnn-srrrrriiiiii-rrr-rrr!“
    
    Die andere nahm die Herausforderung, die sie provoziert hatte, sofort an und raste heulend auf dem Hinterrad davon. Nur Sekundenbruchteile später folgte Sabine, flach über den Lenker gebeugt, um ein Aufsteigen des Vorderrades zu vermeiden.
    
    Der ‚kleine schwarze Teufel' knatterte flott zur improvisierten Startlinie und wartete auf Sabine, zeigte dann drei Finger, was diese richtig als drei Runden interpretierte. Gleich darauf ging die wilde Jagd los.
    
    Sabine, die naturgemäß die Strecke nicht kannte, blieb nichts übrig, als der anderen zu folgen. Aber sie stellte befriedigt fest, dass die französischen ‚Friseure' ganze Arbeit geleistet hatten. Max und seine ‚Potes' hatten als erstes die Drossel entfernt ...
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