Ein kahles Feld
Datum: 27.01.2018,
Kategorien:
Macht / Ohnmacht
... für Bordelle bestimmt, seit Jahrtausenden fester Bestandteil menschlicher Gesellschaft, keine Katastrophe konnte je etwas daran ändern.
Und wie immer, für das Desaster fanden sich im Lande keine Schuldigen. Das heißt, man hätte sie finden können - schließlich gab es Jahrzehnte hindurch genug Warnungen, dass man die Natur nicht so sinnlos ausbeuten dürfe und vor allem mit dem kostbarsten Element der Erde, dem Wasser, sparsamer umgehen müsse -, aber die den Staat okkupierenden Parteien wussten von sich abzulenken, sagten, die Dürre wäre Schicksal, und Schicksal könne man bekanntlich nicht vorhersehen, und überhaupt, in Zeiten der Not, müsse man zusammenstehen statt mit Schuldzuweisungen um sich zu werfen. Und dann standen sie da, im Parlament, und beteten für den Regen. Bis es zu spät war. Es nützte nichts, den bis auf Haut und Knochen abgemagerten und schon arg senil wirkenden Wurmbader zum Bundeskanzler zu wählen, der Karren steckte schon zu tief im Treibsand, um noch sinnvoll gegenzusteuern.
Gut, er tat, was er konnte, und es gab sofort eine Flut neuer Verordnungen und Gesetze - man sprach damals vom Großen Wassergesetz -, aber sie konnten nur zum Teil in die Tat umgesetzt werden, vor allem die ganz großen Vorhaben, der Bau der Rhein-, und Donaustauseen zum Beispiel, scheiterten zuerst an den Bewohnern der zu überflutenden Landstriche, dann an fehlenden Mitteln und zuletzt am Widerstand der flussabwärts liegenden Länder, die für den Fall des Falles so lange mit ...
... Krieg drohten, bis kein Wasser zum Stauen mehr da war.
Theo beugte sich vor in seinem Stuhl und suchte, um die Ecke schauend, nach neuen Opfern. Aber auf der Straße waren kaum Leute zu sehen, wenn überhaupt, dann gingen sie auf der anderen Seite, er wurde das Gefühl nicht los, jemand hätte sie vor ihm gewarnt. Sicher, er könnte aufstehen, hinübergehen und sich eine x-beliebige Frau zur Kontrolle aussuchen, aber das war ihm zu viel Aufwand, er war ja nicht mehr der Jüngste. Außerdem konnte er warten. Der Tanzsaal, früher Disco genannt, war schließlich auf seiner Seite der Straße, und tanzen, das wollten die jungen Leute immer, früher oder später werden sie schon kommen, ja an ihm vorbeikommen müssen, dann wird er genügend Frauen zum Begutachten haben, dem omnipotenten Wassergesetz sei Dank.
Er erinnerte sich noch gut, wie der 22. Zusatzartikel im Bundestag debattiert, verschoben, wieder debattiert und schließlich nach Monaten zusammen mit einer Grundgesetzänderung verabschiedet wurde. Kein Gesetz wurde je so hart umkämpft wie dieses, nie wurde so viel Kreide verbraucht wie bei der Berichterstattung über, und der Meinungsmache für und wider die Lex Pubes, vom Volk abfällig Zottelerlass genannt.
Dabei begann alles ganz unauffällig mit einem Artikel eines Ethnologen an der Mauer des Völkerkundemuseums in München, in dem er über eine in Schwarzafrika seit Jahrhunderten übliche Form des Wassersparens referierte und laut über die Möglichkeit nachdachte, diese Form auch in ...