Ich Habe es Kommen Sehen
Datum: 12.01.2018,
Kategorien:
Erotische Verbindungen
Eigentlich wollte sie die jüngsten Ereignisse ein wenig sacken lassen. Da waren einige verstörende Träume, aber langsam scheint Gras darüber zu wachsen. Sie scheint begriffen zu haben, dass sie in Wahrheit kein Freak ist. Die wahren Verlierer sind diejenigen, die sich am Anblick durchgefickter Frauen ergötzen ohne jemals selber die Chance zu haben, an solch einer Orgie teilzunehmen. Natürlich war es ein Fehler, in diesem geschmacklosen Film mit zu spielen. Aber die Bezahlung war gut und in gewisser Weise hatte sie diese Grenzerfahrung auch gesucht. Solange man jung ist, reicht der Reiz des Entdeckens, aber mit zunehmendem Alter braucht man irgendeinen Fetisch. Manche besonders verzweifelten Leute unternehmen Ausflüge in die SM-Szene, nur weil sie das im Kino gesehen haben. Warum sie so geworden ist, hat sie vermutlich einem ihrer Ex-Freunde zu verdanken. Dieser war wie besessen davon, sie bei jeder Gelegenheit voll zu spritzen. Am liebsten zerrte er sie dann hinterher vor den Spiegel, damit sie beobachten konnte, wie der Samen an ihr verschmiert wurde. Sie dagegen wollte Raum für Romantik und Spontanität schaffen. Aber stattdessen ertränkte er ihr Liebesleben literweise in Sperma. Mit ihm fühlte es sich an, als würde Säure an ihr herunter laufen. Die Trennung war ihm verhältnismäßig egal, schließlich hatte er seinen Spaß bereits gehabt. Seitdem hält sie sich an den Grundsatz, den schon ihre Mutter ihr gepredigt hat: Herz und Hose müssen zusammenpassen.
Als sie die heutige ...
... Post durchsieht, wird sie von ihrer Vergangenheit wieder eingeholt. In ihrer Hand hält sie einen Verrechnungsscheck, eine eingeschweißte DVD sowie mehrere Fotos in Hochglanzformat. Nicht zu fassen, diese Spinner haben sich tatsächlich für den Titel "Ich leck dir die Punkte vom Gesicht" entschieden. Nur dunkel kann sie sich an den Take erinnern, in dem sie ihrer Kollegin das Gesicht sauber lecken musste. Um ihre Identität zu schützen, hat man ihr den Namen Inga verpasst, als ob das etwas nützen würde.
Einen Moment spielt sie mit dem Gedanken, das komplette Machtwerk im Müll zu versenken. Aber es wird ohnehin bald veröffentlicht, also gibt es auch kein Entkommen. Es war schließlich harte Arbeit, also wird man wohl mal einen Blick auf das Ergebnis werfen dürfen. Gespannt wartet sie darauf, dass die üblichen Warnungen zum Kopierrecht in zig unterschiedlichen Sprachen zu Ende gehen. Die Tanzszene haben sie wohl gestrichen, stattdessen läutet die Nebelmaschine das erste Kapitel ein. Die Hände liegen verkrampft auf ihrem Schoss, die Fernbedienung auf dem Sofa daneben. Noch nie sah sie sich genötigt, beim Filmeschauen die Augen zu zukneifen, höchstens bei Horrorfilmen. Es ist ja auch bizarr, sich selbst beim Sex zu beobachten. Über diese merkwürdigen Perspektiven kann sie nur lachen. Wo hat dieser Kameramann seinen Beruf gelernt? Das einzig gelungene daran sind wohl die Slow-Motion-Sequenzen. Wie aus diesem banalen, kurzen Moment, in dem sie wieder einen Schuss ab bekommt, etwas ...