1. Hannah - eine Liebeserklärung 01


    Datum: 29.08.2020, Kategorien: Inzest / Tabu

    ... noch heute das nervenzerreißende blecherne Quietschen. Ich saß im ersten Stock meiner Praxis über Laborberichten vertieft. Das unangenehme Geräusch, dem sofort ein heftiger Knall und aufgeregte Schreie von Menschen gefolgt waren, ließ mich an das Fenster rennen. Vera war, keine fünfzig Meter vom Haus entfernt an der Kreuzung zur Hauptstraße von einem LKW erfasst worden.
    
    Teil 2
    
    Was soll ich sagen. Ja, sie hat es überlebt. Aber sie lebt nicht wirklich -- sie vegetiert. Seit über einem Jahr liegt sie an zig Schläuche, Sonden und Kanülen angeschlossen. Im Koma. Chancen auf einen Wiedereintritt in das echte Leben gleich null. Aber was für ein Leben wäre das.
    
    Hannah hat sie ein einziges Mal im Krankenhaus besucht und mich im Anschluss gefragt, ob es OK wäre, wenn sie nicht mehr käme. Sie wolle ihre Mutter so in Erinnerung behalten, wie sie früher war. Vor dem Unfall. Vor dem Alkohol.
    
    Ich kann das sehr gut verstehen, denn so ist auch sie mir in Erinnerung. Als die Frau, die ich geliebt habe. Die mir alles gegeben hat. Der ich alles gegeben habe.
    
    Hannah brauchte viele Monate, um sich mit der neuen Situation abzufinden. Um wieder aus Ihrem Kokon herauszukommen. Wieder wach, lebendig und sie selbst zu sein -- ein großartiges, offenes, bildhübsches und vor allem positives Mädchen. Das Abi meisterte sie mit geradezu meisterlicher Bravour, das wirkliche Loch aber kam erst im Anschluss: Was tun? Welchen Weg einschlagen? Welchen Plan realisieren?
    
    Wir beide hingegen ...
    ... wurden zunehmend eingespielter. Fast schon ohne Worte entwickelten wir Mechanismen, Abläufe und Rituale, mit denen jeder von uns versuchte, dem anderen eine Hilfe zu sein und ihn bzw. sie zu unterstützen. Bei aller Traurigkeit und Lähmung, die wir durch Veras Unfall erfahren hatten, wurde ihre Abwesenheit zu einer Befreiung. Endlich regierten nicht mehr Angst und Sorgen unseren Lebensalltag, wir lernten wieder zu lachen und unbeschwert zu sein.
    
    Was in der Tat ungewöhnlich war, war die Tatsache, wie viel Zeit wir nun miteinander verbrachten. Als hätten wir etwas aufzuholen oder unschöne Momente, die es nun einmal zuhauf gegeben hatte, wieder gut zu machen, nutzten wir jede freie Minute: Gingen ins Kino, versuchten ausgefallene Rezepte aus Frauenzeitschriften, probierten Restaurants, machten gemeinsame Ausflüge, unternahmen Städtetrips, besuchten für Hannah in Frage kommende Universitäten.
    
    „Wir sind schon ein schräges Paar", sagte Hannah lachend, als wir unseren Dresdenbesuch Revue passieren ließen. Uns noch einmal die Hotelrezeptionistin vor Augen führten, die uns derart skeptisch beim Einchecken beäugt hatte. Und uns mit giftigen Blicken hatte spüren lassen, die sie diese „Alte Männer mit deutlich jüngeren Frauen"-Bindungen alles andere als gut heißen konnte.
    
    „Du glaubst nicht wirklich, dass die uns für ein Liebespaar gehalten hat", fragte ich eher rhetorisch.
    
    „Doch, das glaube ich", lachte mich Hannah an und band dabei ihre herrlich dunkle Mähne zu einem artigen und ...