Die Pfandleihe
Datum: 18.12.2017,
Kategorien:
Erstes Mal
... hatte den Eindruck, dass sie den Spaziergang in die Länge ziehen wollte, um all das loszuwerden, was sie belastete.
„Was ich bisher erlebt habe, wird dich ganz sicher schockieren." Lisa drehte sich zu mir und gab mir wieder einen Kuss auf die Wange.
Ich nahm sie einfach in meine Arme Sie legte ihren Kopf an meine Schulter.
„Du musst nichts sagen, wenn du es nicht willst".
„Ich glaube, es würde mir gut tun. Zu dir habe ich Vertrauen. Und sonst Niemanden, mit dem ich mal reden kann."
Hand in Hand setzten wir unseren Weg fort.
„Mein Vater ist ein Spieler", begann Lisa ihre Erzählung. „Er hat alles gesetzt, was unsere Familie einst besaß. Und immer wieder verloren. Er hat, wie man so sagt, Haus und Hof verspielt. Um nicht für seine Schulden aufkommen zu müssen, hat sich die Verwandtschaft öffentlich von ihm losgesagt. Selbst meine Mutter hat das Handtuch geworfen und ist mit einem amerikanischen Offizier in die USA gegangen. Weil ihr Freund kein fremdes Kind aufziehen wollte, hat sie mich bei meinem Vater gelassen. Ich trage es ihr nicht nach. Sie hatte ein jahrelanges Martyrium erlebt und wollte nun endlich frei sein."
Ich sah Lisa zweifelnd an.
„Du trägst es deiner Mutter nicht nach, dass sie dich bei deinem Pleite-Vater gelassen hat? Sie konnte doch an 2 Fingern abzählen, wie es mit deinem Vater enden würde."
„Das konnte sie vielleicht auch. Aber sie hat einfach die Augen geschlossen." Lisa drückte meine Hand. „Und nach einem Strohalm gegriffen, der ...
... ihr geboten wurde. Sie konnte nicht ahnen, wie weit die Spielsucht meinen Vater treiben würde. Und wozu er fähig war, wenn er kein Spielgeld mehr hatte."
Ich schluckte und ahnte schon, dass sich ein tiefer Sumpf vor mir auftun würde.
„Wann hat er dich zum ersten Mal „verliehen"?
„Das war vor ungefähr 2 Jahren", erinnerte sich Lisa. „Mein Vater hatte sein letztes Geld beim Pokern verloren. Unser Haus und das gesamte Grundstück gehörte uns schon längst nicht mehr. Wir dürfen aber weiterhin dort wohnen. Jedenfalls solange es uns möglich ist, wenigstens die Unterhaltskosten für das Herrenhaus zu bezahlen "
„Und um die bezahlen zu können, hat er dich als „Spielgeld" eingesetzt?" Ich wollte nicht zynisch werden. Tat es aber dennoch. Lisa sah mich entsetzt an.
„Ich habe mich noch nie als „Spielgeld" gesehen. Aber irgendwie hast du ja recht" seufzte sie und klammerte sich an meinen Arm.
„Vater war zu einem Pokerabend bei dieser Frau von Landberg eingeladen. Er war natürlich völlig pleite und hatte kein Geld für den Spieleinsatz. Einen Tag vor dem Pokerabend wirkte er zerstreut und nervös. Er suchte nach einer Möglichkeit, Geld für den Spieleinsatz aufzutreiben. Seine sämtlichen Reserven waren aufgebraucht.
Beim Abendessen kam es mir so vor, als würde er mich mustern. Ich dachte mir nichts dabei.
Auch nicht, als er mich fragte, ob wir am nächsten Tag nicht mal wieder den Herrn Wolter besuchen sollten. Herr Wolter war der ehemalige Verwalter unseres Anwesens. Im ...