1. Ginsterweg 2v9


    Datum: 09.08.2020, Kategorien: Betagt,

    ... extrem hoch, wie er in vielen Jahren, ach, Jahrzehnten, gelernt hatte. Da war es doch viel interessanter, sich Nikki einmal genauer anzuschauen.
    
    Nikki war, bevor sie ihre Nachbarn erblickt hatte, eine Runde Joggen. Hier in der neuen Gegend kannte sie noch nicht die Laufstrecken, und so hatte sie sich vorgenommen, jeden Tag den Kreis etwas weiter zu ziehen. Ihre nackten Füße steckten in rosa Laufschuhen, die schon ein wenig verschlissen wirkten. Ihre goldbraunen Beine waren rasiert, und die langen Muskeln wanden sich wie Schlangen unter der Haut, wenn Nikki ein Bein über das andere schlug. Sie trug rosafarbene Hotpants, und darüber ein langes, weißes Shirt mit rosa Elefanten. ROSA ELEFANTEN! Walter wurde kurzzeitig schwindelig. Flatterten die Elefanten um Bauch, Taille und Hüftansatz noch locker im Wind, wurden sie weiter oben bis ins Groteske hinein verzerrt. Mit fachmännischem Blick erkannte Walter die Kanten ihres Büstenhalters. Er kannte diese Dinger von Heike, die sie nur dann anzog, wenn nichts, aber auch wirklich überhaupt nichts wackeln oder schwabbeln durfte. Die Dinger kamen einem Panzer gleich. Bis man(n) die fünf Häkchen am überbreiten Rückenteil gelöst hatte, verging schon einiges an Zeit.
    
    Walter hörte kurz in die Unterhaltung der beiden Frauen hinein. Die waren inzwischen beim nachbarschaftlichen DU angekommen, und Heike sagte gerade:
    
    "Überhaupt kein Problem, Nikki! Ich kümmere mich nur noch kurz um die Küche, dann komme ich zu dir rüber. Ich weiß, wie ...
    ... lästig das ist, Gardinen alleine aufzuhängen. Das schaffen wir zu zweit doch Ratzfatz!"
    
    Nikki trank den letzten Schluck aus ihrem Becher, dann stand sie auf, nahm die Arme über den Kopf und dehnte sich. Walter wartete gespannt, wann der Stoff des Shirts endlich reißen würde, aber natürlich passierte so etwas nur in schlechten Filmen.
    
    Nachdem Nikki über den Zaun gehüpft war, schauten sich Heike und Walter an.
    
    "Eine nette Person", sagte Heike, die inzwischen wußte, warum Walter am Abend zuvor einen so fulminanten Hormonschub gehabt hatte.
    
    "Und dazu so belesen", sagte Walter, während er verträumt den rosabehosten Arschbacken hinterher sah.
    
    Heike konnte sich eines kleinen Lachanfalls nicht erwehren.
    
    *
    
    "Hallo ... huhu ... Nikki?"
    
    "Ich bin hier oben! ... Kommst du?"
    
    Heike stellte ihre Slipper am Fuß der Treppe ab.
    
    "Sicher ist sicher", dachte sie. "Wer weiß, wie das hier gehandhabt wird?" Dann tapste sie mit nackten Füßen die Stufen hoch. Alle Häuser in der Straße hatten den gleichen Grundriß, und so fand sich Heike sofort zurecht.
    
    Im oberen Flur standen an den Wänden noch aufgestapelt Umzugkartons, und wenn sie durch das Zimmer am Ende des Ganges schaute, dann sah sie im gegenüberliegenden Haus ihren Mann in seinem Büro hantieren. Daß dieses Zimmer Nikkis Büro werden würde, meinte Heike an dem riesigen Schreibtisch, und den vielen Computern und anderen elektronischen Gerätschaften zu erkennen, die noch verteilt auf dem Boden herumstanden. Sie drehte ...
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