1. Tage am See 01


    Datum: 03.08.2020, Kategorien: Erotische Verbindungen

    ... ihr übliches Ritual, mit dem sie nach dem Bezug eines Hotelzimmers das Gepäck ausräumte, Hosen, Hemden und Kleider fein säuberlich in die Schränke legte und im Badezimmer Zahnputzzeug, Schönheitscremen, Parfumflacons und Rasierwasser in Reih und Glied auf die Ablage vor dem Spiegel stellte. Heute schoben wir die beiden Koffer ungeöffnet neben das hölzerne Bett, kramten die Badesachen aus der Sporttasche und lagen keine Viertelstunde später auf zwei Liegen vor der Veranda unseres Bungalows in der Sonne.
    
    Es war ein herrlicher Sommertag, vollkommen windstill und mit strahlend blauem Himmel. Während in der Großstadt schon bei unserer Abreise drückende Hitze geherrscht hatte, sorgte die Höhe dieses Ortes und die riesige Fläche des uns umgebenden Waldes für ein höchst angenehmes Klima. Es war warm, aber nicht eine Spur zu heiß! Doch mehr noch als die Temperaturen genoss ich die einmalig frische Luft und die Stille rings herum, die gerade mal vom Gezwitscher einiger Vögel durchbrochen wurde.
    
    „Warum siehst du mich so an?" fragte Susan plötzlich, richtete ihren Kopf ein wenig auf und blinzelte gegen die Sonne.
    
    Ich wusste zuerst gar nicht, was ich antworten sollte. Es war dieses Schwelgen in Erinnerungen gewesen, das mich wohl einen verträumten Gesichtsausdruck annehmen hatte lassen.
    
    „Was ist denn?" fragte Susan nochmals, kräuselte die Lippen zu einem Lächeln und wischte sich eine Strähne ihres blondes Haares aus der Stirn.
    
    „Sehe ich noch halbwegs so gut aus wie vor ...
    ... zwanzig Jahren?" Sie lächelte und verriet mit diesen Worten, dass auch ihre Erinnerungen an den alten Zeiten hingen.
    
    Man sah meiner Frau ihre vierzig Lebensjahre bei weitem nicht an. Sie sorgte nicht zuletzt durch regelmäßigen Sport und - für meinen Geschmack sogar zeitweise übertriebene - Disziplin bei der Ernährung dafür, dass sie schlank geblieben war und, im Gegensatz zu vielen ihrer gleichaltrigen Freundinnen, über eine jung gebliebene Ausstrahlung verfügte. Doch Susans Attraktivität war nicht der Grund für meinen Blick gewesen.Der lag einfach in der Erinnerung an jene Tage am Ufer dieses Sees, die den eigentlichen Anfang meiner Beziehung zu dieser Frau ausgemacht hatten.
    
    „Du siehst fantastisch aus!" sagte ich trotzdem.
    
    „Findest du?" Susans hellblaue Augen funkelten und ich konnte den Stolz in ihrer Miene erkennen. Welche Frau hört nicht gerne solche Komplimente! „Ich mag es, wenn du so etwas sagst!"
    
    „Noch besser als früher sogar! Reifer! Du bist jetzt eine Frau, kein Mädchen mehr!"
    
    Vor zwanzig Jahren war Susan eine dünne, flachbrüstige Kunststudentin gewesen. Mit kurz geschnitten, borstigen Haaren und einem kleinen Ring im Nasenflügel, ohne jeden Sinn für schicke Kleidung, Makeup oder Betonung ihrer weiblichen Reize. Doch gerade dies hatte mich damals so sehr an ihr fasziniert. Dass auch ein, in selbstgestrickte Pullis und ausgewaschene Jeans gekleidetes Mädchen auf ganz natürliche Weise sexy sein konnte.
    
    Ich gab das Lächeln zurück und wollte mich wieder ...
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