1. Scheißtag I


    Datum: 05.07.2020, Kategorien: Medien,

    Noch zwei Tage bis zum Wochenende! Carmen war schon ziemlich ungeduldig. Sie hatte über diese Kontaktbörse im Internet tatsächlich das gefunden, was man allgemein als Traumtypen bezeichne würde. Nach ein paar lieben Mails waren sie schließlich dazu übergegangen, per Cam zu chatten und nun hatten sie sich endlich für Samstag abend verabredet.
    
    Martin lebte etwas außerhalb in einem eher ländlichen Gebiet, was Carmen sehr entgegen kam. Sie hatte von der Großstadthektik und den oberflächlichen Leuten dort allmählich genug. Außerdem gingen ihr ihr Chef und die Arbeitskollegen ziemlich auf die Nerven. Daher hatte sie gerne zugesagt, über das Wochenende zu Martin raus aufs Land zu kommen. Nach Feierabend hastete sie nun noch schnell durch die Innenstadt, weil sie sich ein paar robuste Wanderschuhe zulegen wollte, denn ihre schwarzen Stiefel mit den hohen Absätzen waren für Spaziergänge auf Feldwegen eher ungeeignet.
    
    Sie klemmte ihr Handy unters Ohr, um sich rasch eine Zigarette anzuzünden, am anderen Ende nervte ihre Freundin Susi, weil sie mal wieder Streß mit ihrem Freund hatte. Mist! Das Feuerzeug sprang natürlich wieder nicht an, typisch! So windig war es doch eigentlich gar nicht. Susi war auf einmal auch kaum noch zu verstehen, in der Leitung knackte und knisterte es. Carmen holte tief Luft. Einfach ruhig bleiben! Nach dem Theater heute in der Agentur war das nun einfach noch das kleine Sahnehäubchen. Frau Mayer die fette Kuh hatte nichts besseres gewußt, als ihr ...
    ... wieder all die lästigen Aufträge zuzuschustern, die sonst keiner übernehmen wollte, der Chef hatte wieder grundlos herumgetobt, das verflixte Feuerzeug sprang immer noch nicht an - kurz: es war zum kotzen! "Carmen, passiert das bei euch auch?... zscht...krkrks..." Kein Empfang mehr. Das kann doch nicht sein, mitten in der City ein Funkloch oder wie?
    
    Carmen war inzwischen beim Schuhgeschäft angelangt. Im Schaufenster war ein großer Spiegel angebracht und wie üblich wenn sie einen Spiegel sah, checkte sie schnell ihr Äußeres. Für den Streß heute seh ich gar nicht übel aus, dachte sie bei sich. Und in der Tat war sie überdurchschnittlich gut aussehende 22jährige mit einem fein geschnittenen klassischen Gesicht. Ihre schwarzen Haare hatte sie zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden und ihre schwarze Lederjacke zu Blue-Jeans verlieh ihr eine leicht unnahbare Coolness.
    
    Das Feuerzeug wollte nun endgültig nicht mehr, das kleine Rädchen löste sich und fiel aus der Verankerung. Zornig schleuderte Carmen das defekte Ding zu Boden. Dabei verrutschte ihr das Handy, das sie immer noch zwischen Schulter und Ohr geklemmt hatte - sie konnte es gerade noch auffangen, bevor es ebenfalls auf dem Gehweg gelandet wäre. Das wurde ja immer besser! Auf dem Display wurde nur noch Pixelsalat angezeigt, die hintere Klappe ließ sich auch nicht mehr richtig schließen. Sie bastelte ärgerlich ein paar Sekunden daran herum, doch es half nichts, das verflixte Ding zerfiel in seine Bestandteile! Akku und ...
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