1. Liebe und Hiebe


    Datum: 04.07.2020, Kategorien: Fetisch

    ... direkt, wie Sie es ausdrücken? Ich weiß nicht, ob ich Ihnen da so ganz folgen kann...
    
    Schauen Sie, beides sind doch sehr körperbetonte, oder, wie soll ich sagen, körperliche Angelegenheiten. Im Ring ist man total fokussiert und lebt nur im Moment -- das sollte doch bei gutem Sex auch so sein. Ein harter Kampf ist wie ein wilder Fick zwischen zwei dominanten Partnern. Zugegeben: loslassen, sich fallen lassen, es einfach geschehen lassen -- das hat im Ring keinen Platz. Da muss man sehr kontrolliert vorgehen. Aber wenn Sie auch nur eine kleine dominante Ader in sich spüren, dann müssten Sie das doch nachvollziehen können. Im Ring will ich meine Gegnerin dominieren. Ich will ihr zeigen, dass ich bestimme, wo es langgeht. Ihr meinen Willen aufzwängen. Und ja, ich will ihr auch weh tun. Aber es steht doch wohl außer Frage, dass Schmerz und Lust nahe beieinanderliegen. Das ist einfach so. Vielleicht lebe ich beim Thaiboxen ja meine sadistische Seite aus, wer weiß?
    
    Ich liebe es, meine Gegnerin zu schlagen. Immer nach vorne zu gehen. Mit Fäusten, Füßen, Ellenbogen und Knien auf sie einzudreschen. Immer nach vorne. Wieder und wieder, wie beim Ficken. Beim Ficken geht es doch auch um Penetration, oder nicht?
    
    Aber doch nicht nur!
    
    Natürlich nicht nur darum, das wäre wohl ziemlich eindimensional. Aber sie gehört dazu, wer wollte das bestreiten. Genauso verhält es sich, wenn man getroffen wird. Beim Einstecken. Das will man natürlich tunlichst vermeiden, aber auch das gehört ...
    ... dazu. Ein einseitiger Kampf, bei dem man nur austeilt, ohne selbst etwas abzubekommen, ist stinklangweilig. Erst wenn ich trotz Anstrengung, trotz Angst und Schmerz zu meinem Ziel gekommen bin, bin ich zufrieden. Dann allerdings fühle ich mich wie eine Göttin. Wie eine Kriegsgöttin. Wenn ich meine Gegnerin ausgeknockt habe, durchströmt mich eine Befriedigung ähnlich wie bei einem Orgasmus. Das ist der schönste Moment. Wenn die Gegnerin am Boden liegt und man weiß, dass es vorbei ist.
    
    Jemanden zum Lustgewinn zusammenschlagen? Weil man es geil findet? Empfinden Sie da kein Mitleid?
    
    Wieso Mitleid? Das hat doch damit nichts zu tun! Ich bin doch keine wilde Schlägerin, die Konflikte im Alltag oder im echten Leben mit Gewalt austrägt. Ich bin die Sanftmut in Person! Immer! Nur nicht im Ring... Wenn Du in den Ring steigst, dann ist das eine ganz klare Sache. Es gibt keine Argumente, keine Fragen der Moral, keine Schuld, und keiner der Kämpfer hat Recht oder Unrecht. Es gibt nur die Fäuste. Kampfsport ist die direkteste Art, sich körperlich zu messen. Und darum geht es.
    
    Meine Gegnerin weiß genauso wie ich, worauf sie sich einlässt. Und sie wird versuchen, mich zu schlagen. Sie wird alles daran setzen, mir weh zu tun, bevor ich ihr weh tun kann. Dieses Aufeinandertreffen im Ring ist eine Sache nur zwischen zwei Menschen. Zwei Menschen, die kämpfen wollen. Es wird ja niemand gezwungen.
    
    Also kein Mitleid...
    
    Wie gesagt, der Ansatz ist schon der falsche. Mitleid hat man mit ...