"skrupellos" Kapitel III
Datum: 02.07.2020,
Kategorien:
Macht / Ohnmacht
... leidenschaftliche Liebe, die einen in den Wahnsinn treibt.
***
„Ich brauche mehr Zeit“, noch bevor ich meine Appartmenttüre schließen konnte, platzte Julia mit diesem Satz heraus.
Panik stieg in mir hoch. Mehr Zeit? Wir hatten keine Zeit. In drei Tagen war Urteilsverkündung und der Prozess gegen meinen Papa vorbei. Ich zwang mich zur Ruhe.
Obwohl erst zehn Uhr am Vormittag, machte sich Julia einen großen Scotch mit Eis.
„Heute Morgen, nachdem ich dem alten Sack echt die Sterne vom Himmel geholt hatte, war ich fast soweit alles auf eine Karte zu setzen. Entweder Du sprichst ihn frei, oder ich bin weg“.
Sie nahm sich eine Gauloises und warf sich in einen Sessel.
„Aber das wär wahrscheinlich schief gegangen und alles umsonst gewesen“.
Sie leerte ihr Glas mit einem Zug.
„Geh zu dem Anwalt, er soll eine Vertagung beantragen, oder was die Jurafuzzis sonst noch für Möglichkeiten haben, aber ich brauch die Woche“.
ich konnte Julia´s Urteilsvermögen vertrauen. „Ihm die Sterne vom Himmel holen“, war eine von uns beiden häufiger gebrauchte Metapher für „Sex bei dem der Mann ausflippt“. Wenn sie trotzdem meinte es sei zu früh, dann war es ganz gewiss so, aber zu Rechtsanwalt Bächelt gehen und ihm sagen, Sie ich hab da was am kochen, ist zwar nicht legal, aber ich brauche noch eine Woche dass es funzt, wie stellt sich Julia das vor?...
***
„Wie stellen Sie sich das vor?“ fragte Papas Rechtsanwalt.
Es war 18 Uhr, am gleichen Tag und ich hatte ...
... nach der Verhandlung, vor dem Gerichtsgebäude auf ihn gewartet.
Er schüttelte den Kopf.
„Vertagung? Nein, darauf würde der Vorsitzende nicht eingehen, nicht bei dem jetzigen Stand der Verhandlung. In zwei Tagen ist Urteilsverkündung“, sprach er im Weitergehen und er ging raschen Schrittes.
„Jetzt bleib doch mal stehen verdammt“, schrie ich hinter ihm her.
Erstaunt drehte er sich um und blieb tatsächlich stehen.
„Fuck Rechtsanwalt, entschuldige, ich bin mit den Nerven ziemlich ...“.
Das könne er gut nachvollziehen, meinte er und dass das alles nicht leicht für mich wäre, sagte er noch.
„Aber ich kann Ihnen nicht helfen, so gerne ich es auch tun würde“.
„Schenken Sie mir zehn Minuten, da drüben ist eine Kneipe?“.
„Meine Frau wartet mit dem Essen“, er überlegte kurz, „aber gut zehn Minuten, … nicht länger“.
Das Lokal hieß „Actio“, anscheinend fanden die Betreiber von Lokalen in Gerichtsnähe es originell lateinische Namen, mit Bezug zur Jurisprudenz
,
zu verwenden.
Das Lokal war völlig leer und wir setzten uns in eine der Nischen.
auf dem kurzen Weg hin zu dem Lokal hatte ich mir überlegt, ich schenke ihm reinen Wein ein, alles andere wäre sinnlos, ich brauche seine Unterstützung und die bekomme ich nur, wenn ich ihm einen guten Grund nenne...
„Herr Bächelt ich muss ihnen etwas sagen, das Sie aber unter allen Umständen vertraulich behandeln müssen, auch meinem Papa gegenüber“.
„Haben Sie einen Zehnmarkschein einstecken?“, fragte er ...