1. Die Zeitzeugin


    Datum: 01.07.2020, Kategorien: Betagt,

    ... Morgen würde ich wieder Joggen gehen, vielleicht wäre da ein Quickie im Wald drin. Ich musste sie nur vorher unauffällig anrufen. Und für den Winter würde sich auch was finden.
    
    Es klingelt an der Tür. „Schatz, gehst Du? Ich liege in der Wanne!", rufe ich.
    
    Ich höre meine Frau zur Tür gehen und sie öffnen.
    
    „Oh, guten Tag, sie möchten sicher zu meinem Mann", höre ich sie sagen.
    
    „Ja, das ist wirklich so", höre ich eine Stimme. Ich setze mich in der Wanne auf. Verdammt, das ist Regina. Was macht die denn hier?
    
    „Äh, ich komme gleich", rufe ich.
    
    Binnen Sekunden bin ich aus der Wanne und trockne mich ab. Reginas plötzliches Erscheinen hatte mich zutiefst erschreckt. Sie wollte doch wohl nichts meiner Frau sagen? Nein, das konnte nicht sein. Schnell zog ich meine Klamotten an und eilte ins Wohnzimmer, wo meine Frau sich inzwischen mit Regina unterhielt.
    
    „Hallo, da bin ich. Entschuldigung, ich saß gerade in der Wanne." Ich gebe Regina die Hand. Sie sieht wieder sehr hübsch aus. Heute trägt sie einen leichten Trenchcoat. Darunter sehe ich ihre tollen Beine -- wie immer in hochhackigen Schuhen.
    
    „Oh, das tut mir leid, ich wollte nicht stören", entgegnet Regina.
    
    „Aber nein, das ist doch keine Störung. Haben Sie... äh ... vermutlich haben Sie die Unterlagen gefunden, über die wir gesprochen hatten?"
    
    Regina nimmt das Spiel sofort auf. „Ja, genau. Ich habe noch mal im ganzen Haus gesucht. Und wissen Sie, wo ich sie gefunden habe? Ganz hinten im Keller."
    
    „Oh, ...
    ... wirklich? Ist es denn viel?"
    
    „Ja, zwei Kartons voll. Hätte ich gar nicht gedacht. Allerdings müsste man das erst mal sichten, da ist vieles durcheinander geschmissen. Vielleicht wollen Sie sich das einfach mal bei Gelegenheit ansehen?"
    
    Sie wendet sich an meine Frau. „Ich hoffe, Sie haben nichts dagegen, dass ich Ihren Mann so in Beschlag nehme?"
    
    Meine Frau lacht. „Aber nein. Ich bin ja froh, dass er ein Hobby hat. Das ist schon in Ordnung."
    
    „Ja, gut", sage ich, „mal schauen, wann ginge es denn bei mir?"
    
    „Wie wäre es mit Sonntag?", fällt meine Frau ein.
    
    „Sonntag?"
    
    „Ja, das hatte ich Dir noch gar nicht gesagt. Ich kann mit Mareike einen Wellness-Tag in diesem neuen Spa machen. Da bin ich dann den ganzen Tag weg."
    
    „Ach ja, richtig, das ginge gut", sage ich. Ein ganzer Tag! Meine Lenden jubilieren.
    
    „Oh, das ist nett, dass sie so verständnisvoll sind", lächelt Regina meine Frau an. „Ich werde mich auch bemühen, ihn sehr pfleglich zu behandeln."
    
    Ihre Behandlung kann ich mir schon vorstellen.
    
    Das Telefon klingelt, meine Frau geht in die Küche und nimmt ab.
    
    „Ja?"...... „Ach, hallo Mama. ...... Ja. ...... Ach, wirklich? ...... Kannst Du denn nicht ...... Und wenn Du die Sicherung ..... Okay, ich komme gleich."
    
    Sie kommt zu uns ins Wohnzimmer und verdreht frustriert die Augen.
    
    „Entschuldigung, meine Mutter. Sie hat Schwierigkeiten mit ihrem Herd. Ich muss da mal kurz vorbeifahren. Ich verabschiede mich daher schon einmal von Ihnen. Es war sehr ...
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